Fundbüro für zerstreute Urlauber

■ Ein zentrales Sammelbecken für alles, was Reisende entlang der Straße verlieren

Am heftigsten erschrak wohl jenes schusselige Pärchen, das an einer Raststätte sein Kleinkind vergessen hatte. Dutzende Kilometer weiter sollen die beiden den Verlust bemerkt haben. Häufiger werden unterwegs Fotoapparate und Zeltstangen, Kühltaschen und Koffer, Handtaschen und Papiere eingebüßt.

Wenn die guten Stücke nicht im nächsten Fundbüro landen, bleibt trotzdem noch ein Fünkchen Hoffnung: ein zentrales Sammelbecken für alles, was Reisende an Autobahnen und Landstraßen verloren haben. Amtlich heißt das „Zentralfundnachweis für die Bundesrepublik Deutschland“. Wer danach sucht, findet das Büro beim ADAC in München. Dort werden auch Gegenstände vermerkt, die ehrliche Finder erst am Ziel der eigenen Reise zu einer Behörde gebracht haben. Der Automobilclub bietet den Sammelstellen Kärtchen an, die sie ausgefüllt zurücksenden sollen. Ein Jahr lang verwahrt der ADAC eine Meldung, dann fragen Suchende auch da vergeblich.

Rund 2.000 herrenlose Dinge registriert der Verband jährlich. Gemeldet wurden unter anderem Vogelkäfige und Ölgemälde – Kuriosa, die bei Umzügen an den Straßenrand flogen. Das Zahngebiß, das in den Fundnachweis einging, könnte einem Spediteur ebenso entfallen sein wie einem Touristen, der bei der Parkplatzpause hart zu kauen hatte.

Bei 15 Prozent der Nachfragen kann geholfen werden. Besonders oft wenden sich Reisende aus den neuen Bundesländern an die Münchner Adresse. „Die hängen noch an ihrem Zeug und suchen es“, vermutet man dort. Westdeutsche machen sich diese Mühe seltener, sie geben sich eher mit dem finanziellen Ausgleich zufrieden, den ihre Reisegepäck-Versicherung zahlt.

Zerstreute Urlauber, die bei der Abreise versehentlich den Hotelschlüssel in der Jackentasche behalten haben, sollten den allerdings nicht dem ADAC schicken. Für sie gibt es eine Übereinkunft zwischen dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband und der Bundespost: Man darf den Zimmerschlüssel einfach in den nächsten Briefkasten werfen. Die Post verpackt die Fracht und befördert sie zum Besitzer – vorausgesetzt, der Schlüssel trägt die Anschrift des Hoteliers. Der muß für den Sonderdienst sechs Mark berappen, die er streng genommen vom vergeßlichen Gast zurückfordern könnte. Darauf wird aber meist verzichtet. Die Herbergen sind froh, wenn sie ihren Schlüssel wiederhaben. Franz Schiffer

ADAC-Zentralfundnachweis, Am Westpark 8, 81373 München, Tel. (0 89) 76 76 26 53.