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■ StandbildÜberm Schnitt

„Fair Pay“, ARD, Donnerstag, 20.15 Uhr

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Die Autoren schienen um den Fortbestand von Friedrich Schillers Spiel-Kultur zu fürchten. Christian Berg und Cordt Schnibben begaben sich auf den „Muskelmarkt der Athleten“ in Stuttgart, anläßlich der Leichtathletik-WM. Wessen wurden sie gewahr? Richtig: Lauf-, Spring-, Wurfmaschinen, betrieben von menschlicher Muskelkraft. Homo ludens stirbt aus. Selbst sympathische Muskelwesen wie die Siebenkämpferin Birgit Clarius nahmen der Kamera die Illusion: „Natürlich ziehe ich ein Trikot an, in dem ich nett aussehe.“

Auf dem Muskelmarkt führt uns das Autoren-Duo von Bude zu Bude: Heike Drechsler legte sich einen Manager zu, damit dieser aus der „ostdeutschen Rekordmaschine“ das Image der „wahren Heike Drechsler“ forme. Sergej Bubka, „Tenor der Lüfte“, der, so sagen die Autoren, Sport zum „Kulturereignis“ mache, nur weil er wie Opernstar Pavarotti entlohnt zu werden beliebt.

Wir sahen den VIP-Raum und die PR-Menschen aus der „Sponsorenmeile“, die vom „Imagetransfer“ auf ihre Produkte träumten. Wir sahen den Call- Room, wo jeder Schriftzug, der sich nicht in den Sponsoren-Pool für drei Millionen Mark eingekauft hatte, akribisch überklebt wurde. Wir durften via Kameralinse in jenen Raum, in dem wasserlassend Farbe bekannt werden muß. Das Schlußwort sprach Alt-Olympier Willi Daume: Im Altertum erhielten die Gladiatoren statt eines Mercedes Lustknaben oder -mägdelein. „Soweit sind wir schließlich noch nicht.“ Ende.

Was bleibt? Die Erkenntnis, daß die Athleten nur die Kulisse abgeben in einem Spektakel, wo der winner eben alles nimmt. Das wußten wir vorab. Nicht daß wir uns falsch verstehen. Der ARD- Beitrag lag über dem Durchschnitt dessen, was uns an infantilem TV-Infotainment gemeinhin serviert wird. Aber? Es fehlte die Reflexion, auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Medium. Schließlich ist es die Fernsehkamera, die uns dem eigentlichen Sporterlebnis entfremdet zugunsten werbegerechter Bilder. Und die den Sponsoren den Marktwert diktiert. Es fehlte drittens die soziologische Dimension: Warum giert das Volk denn nach Heroen, trotz allem? Sartre statt Schiller: „Vielleicht muß man wählen, nichts zu sein oder zu spielen, was man ist.“ Cornelia Heim

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