■ Das Portrait
: Egil Olsen

Franz Beckenbauer mag ihn nicht, den Stil des norwegischen Nationaltrainers Egil Olsen, den jeder nur „Drillo“ nennt. Nicht nur, was einige Äußerlichkeiten angeht: Notorisch unrasiert, bunte Halstücher und eine noch nicht ganz beiseite gesteckte KP- Vergangenheit. Den Spielstil seiner Nationalmannschaft mag er auch nicht. „Da werden wir keinen Schönheitspreis gewinnen“, gesteht Drillo zu. „Aber bei unseren Defiziten am Ball und in der Technik bleibt uns nicht viel anderes übrig.“ Immerhin hat Olsen mit seinem Stil Erfolg: die norwegische Fußballnationalmannschaft qualifizierte sich am Mittwoch mit einem 3:0-Sieg in Polen für die WM 1994 in den USA.

Zuletzt war man 1938 bei einer WM dabei. Die Serie seither war mehr als frustrierend: Stets in den Qualifikationsrunden gescheitert und hier auch noch auf den letzten Platz abonniert. Daß der jetzige Höhenflug der Mannschaft Drillo zum Nationalhelden gemacht hat – wen wundert's? Dabei ist sein Rezept simpel: Eins, zwei, drei Pässe, Torschuß. Dazwischen versuchen, den Ball zu halten, dann kann der Gegner schon kein Tor schießen. Und das hat geklappt. Auch gegen solche Fußballgrößen wie England und die Niederlande.

Foto: Reuter

Für Drillo ist Fußball eine Wissenschaft und er der akademische Superstar. Jedes Spiel seiner Gegner seit der letzten Fußball-WM hat er unzählige Male auf Video analysiert. An zweiter Stelle der Vorbereitungen steht das Telefonieren. Das sind ganz überwiegend Auslandsgespräche. Nach Liverpool und Bremen, Duisburg, Sheffield und Blackburn. Denn nur die wenigsten aus der norwegischen Nationalmannschaft spielen noch im Lande. Statt Trainingslager muß die Taktik telefonisch geklärt werden. Alles andere läuft in Drillos Kopf. Wenn das Video heiß gelaufen ist, wird ein Spaziergang mit Hund Docile dazwischengeschoben. „Eine meiner wenigen Freiheiten in all dem Streß.“

„Die Lillehammer-Olympiade ist nur das Vorspiel zur WM in den USA“, ist Drillo überzeugt. Hört man sich die Tonbandaufzeichnung eines der letzten siegreichen Spiele gegen England an, verschwindet jeder Zweifel. Originalton norwegischer Sportreporter: „Wir haben England geschlagen. Unser kleines stolzes Land. Wir haben Lord Nelson geschlagen und Sir Winston Churchill, Sir Anthony Eden, Henry Cooper und Lady Diana. Maggie Thatcher, hörst Du mich?“ Reinhard Wolff