PLO und Israel: Schritt für Schritt

■ Erste Gruppe palästinensischer Gefangener bald frei?

Zufrieden über das Ergebnis ihrer zweitägigen Gespräche im ägyptischen Taba äußerten sich die Vertreter Israels und der PLO am Donnerstag abend. Wichtigstes Ergebnis: Die Delegationen unter Leitung von Dr. Nabil Shaath auf palästinensischer und General Amnon Schahak auf israelischer Seite einigten sich auf einen Zeitplan und einen vertrauensbildenden Ausschuß, der sich mit Fragen wie der Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft beschäftigen soll.

Israel soll sich bereit erklärt haben, 8.000 von mehr als 12.000 palästinensischen Gefangenen nacheinander und gruppenweise zu entlassen. Möglicherweise sollen die ersten bereits in den nächsten Tagen freikommen. Dies ist für die palästinensische Seite von großer Bedeutung, da die Popularität des Friedensprozesses in den besetzten Gebieten gegenwärtig auch von der Rückkehr der Gefangenen abhängt. Israel will mit der Freilassung weiterer Gruppen warten, bis die Verhandlungsdelegation der PLO bereit ist, eine Reihe von Sicherheitsbedingungen für die Zeit nach dem geplanten Rückzug israelischer Truppen aus den von Palästinensern bewohnten Teilen des Gaza-Streifens anzunehmen.

Wie ein Militärsprecher bekanntgab, sollen in der ersten Phase Fattah-Leute entlassen werden, die in keine Terrorakte gegen Israeli verwickelt waren, sowie von Militärgerichten zu kurzen Gefängnisstrafen verurteilte Palästinenser, die mindesten zwei Drittel ihrer Strafe abgesessen habe. Außenminister Peres sagte gestern vor dem Führungsforum seiner Arbeitspartei, daß die große Mehrzahl der 14.000 palästinensischen Gefangenen ohne weiteres entlassen werden kann, weil es sich zumeist um politische Administrativhäftlinge handele, wie die PLO Führer argumentieren.

Ein weiteres Problem ist die Definition des Gebiets von Jericho, das von den Palästinensern übernommen werden soll. Diese fordern eine Fläche von 350 Quadratkilometern. Israel will aber nur auf die Stadt und die dazugehörigen Flüchtlingslager verzichten. Das ist weniger als ein Zehntel des Gebietes. Die Verhandlungen sollen am Mittwoch weitergehen. Amos Wollin