■ Schöner leben
: Eichene Purzelbäume

SCHÖNER LEBEN

Eichene Purzelbäume

Die Welt ist in Unordnung! Da fährst du auf deinem Fahrrad durch den Bürgerpark und bimmelst völlig unnötigerweise und nur aus Jux — und auf einmal machen die Menschen Platz, als stünde der Weg dir zu! Erschrocken flitzt du schneller und verschwindest im goldenen Wald, wo eigentlich „Fußgänger“ draufsteht: aber nirgends eine Waldstreife. Dann übst du Radfahren im Damensitz, bis sich die Eichen schütteln vor Lachen und dir ihre Blätter zuwerfen.

Du gerätst unter Alleen, die ziehen dich wie am Schnürchen gradeaus, bis du auf einmal auf einer grünen Wiese mit Schild landest, die ist für Schäferhunde only. Iieh, eine Dressurwiese, willst du grade denken und wegschauen, aber da siehst du ihn: den Zwergschnauzer, wenns nicht noch was Geringeres war mit Pinscher hintendran. Tobt da unqualifiziert auf dem grünen Grase und schlägt Purzelbäume — und kein Schäferhund weit und breit, der faßt!

Ist sowas möglich: mitten auf einer deutschen Dressurwiese ein Zwergpinscher ohne Anleitung! Wo soll das hinführen, wenn die Dinge nicht mehr hingehören, wo sie herkommen?! Erschüttert fährst du weiter, erreichst verschnarchte Reiterpfade und möchtest womöglich ein Eis. Da biegt ein Ausblick um die Ecke, der einen Eiswagen freigibt mit letzten Vanilljekugeln vor dem Winter. Du lenkst freihändig weiter und triffst ein reizendes Pferd, das wiehert. Am Ende kommst du wie an ein Ziel an ein Café mit Lesezirkel.

Darf die Welt so sein? Das glaubt dir doch kein Schwein. Dabei war alles genau so! Wenn nicht noch netter. Bloß das Pferd hat nicht gewiehert; ist das schlimm? Claudia Kohlhase