■ Die miesen Ernährungsgewohnheiten der Deutschen
: Zuviel Fett im Krankenhaus

Hannover (taz) – Gut drei Viertel der niedersächsischen Krankenhäuser haben sich an der Untersuchung beteiligt, der Akademie für Ernährungsmedizin ihre Speisepläne geschickt, und die Göttinger Wissenschaftler haben genau nachgefragt, wieviel Stück Butter etwa in die Gemüsekessel der Großküchen hineingeworfen werden. Das Ergebnis der ersten umfassenden Studie über die Verpflegung in bundesdeutschen Krankenhäusern ist niederschmetternd: Krankenhauskost macht eher krank als gesund. Ihre Zusammensetzung entspricht keineswegs den Prinzipien einer gesunden Ernährung, ist schlicht zu fett und enthält zu wenig Ballaststoffe.

Nur rund 30 Prozent unseres Energiebedarfs sollten wir durch den Genuß von Fetten aller Art abdecken, mehr als 30 Gramm Ballaststoffe sollte unsere Nahrung täglich enthalten. So lauten die einschlägigen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die in niedersächsischen Krankenhäusern servierte Kost enthält allerdings im Schnitt 42 Prozent Fett und manchmal nur 17 Gramm jener Pflanzenstoffe, die vor allem den Darm im Training halten. Die Folgen einer solchen Fehlernährung sind bekannt. „Ein Mangel an Ballaststoffen ist eine Ursache von Krebs im Magen-Darm-Breich“, sagte etwa der Präsident der Akademie für Ernährungsmedizin, Professor Peter Schauder, bei der Vorstellung der Studie in Hannover. Das viele Fett in der Nahrung fördere vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Etwa ein Drittel jener 80 Milliarden Mark, die das bundesdeutsche Gesundheitswesen im Jahr kostet, werden ausgegeben, um ernährungsbedingte Krankheiten zu behandeln. Von den rund 480 Mark, die ein Krankenhausaufenthalt in Niedersachsen pro Patient und Tag kostet, werden aber nur sechs bis acht Mark täglich für den Kauf von Nahrungsmitteln ausgegeben. Vollwertkost am Krankenbett käme zwar teurer, würde aber nach Ansicht des Göttinger Ernährungswissenschaftlers auf lange Sicht kostendämpfend wirken.

Den Krankenhauspatienten hat allerdings gerade das schlecht zusammengesetzte Essen oftmals „ausgezeichnet“ geschmeckt. Zwischen dem Geschmack des Essens und seinem ernährungsphysiologischen Wert gebe es eben keine Beziehung, konstatierte der Göttinger Akademiepräsident. Mit einem weiteren könne sich die niedersächsischen Kliniken ebenfalls trösten: Zu Hause essen ihre Patienten kaum gesünder. In der miesen Krankenhauskost spiegeln sich nur die schlechten Eßgewohnheiten der bundesdeutschen Durchschnittsbevölkerung. ü.o.