■ Mit Autosubvention auf du und du
: Vier- statt Zweitakter

Budapest (taz) – Der Mann, der das „Grüntakt-Programm“ leitet, hat eine Zimmeraussicht, die eigentlich selbst hartnäckige Ignoranten von dem Vorhaben überzeugen müßte. Aus dem elften Stock eines Hochhauses im Norden von Budapest blickt Zoltan Molnar täglich auf die graubraune Dunstglocke, die über der ungarischen Metropole liegt.

Verantwortlich für den Dreck ist zum großen Teil der Verkehr. Er zerfrißt nicht nur die alten K.u.k.-Fassaden, sondern löste vergangenes Frühjahr während einer akuten Smog-Periode unter Hunderten von Kindern auch eine Art Krupp-Syndrom aus. Rund eine halbe Million Autos verstopfen und verpesten Straßen und Luft in Budapest. Hauptverursacher sind dabei die Zweitakter Trabant, Wartburg und Barkas – mit 150.000 Stück mehr als ein Viertel der hauptstädtischen Blechlawine.

Jene würde Budapest seit langem gerne loswerden. Im November letzten Jahres verabschiedete die Stadtverwaltung deshalb das „Grüntakt-Programm“, dessen erster Teil vor einigen Wochen anlief und heute zu Ende geht. Hauptstädtische Trabant- und Wartburg- Besitzer konnten ihre Abgasschleudern zwecks Verschrottung an die Stadt verkaufen. Stückpreis: 20.000 Forint (rund 400 Mark) für einen Trabant, 33.000 Forint (660 Mark) für einen Wartburg.

Gleichzeitig können die Teilnehmer der Aktion einen neuen, mit Katalysator ausgerüsteten Viertaktwagen kaufen und dabei zwischen zehn verschiedenen Modellen auswählen (VW, Seat, Suzuki, Opel und Renault) – die Hersteller gewähren einen 7- bis 18prozentigen Preisnachlaß sowie günstige Zahlungsbedingungen. 3.000 Zweitakter hoffte die Stadt so loszuwerden.

Doch nun haben sich lediglich 599 verschrottungswillige Trabant- und Wartburg-Halter gemeldet. Kritiker des „Grüntakt-Programmes“ meinen, es sei vorauszusehen gewesen, daß die meisten potentiellen „Grüntakt“-Anwärter sich nicht einmal den billigsten der angebotenen Neuwagen (Seat Marbella) leisten könnten, der inklusive 14prozentigem Preisnachlaß noch immer rund 13.000 Mark kostet. Auch Zoltan Molnar gibt inzwischen zu, daß „die Leute einfach kein Geld haben“. Deshalb schlägt er eine sinnvolle Modifikation für das im Januar startende „Grüntakt- Programm“ vor. Laut ursprünglichem Plan sollen Trabant- und Wartburg-Besitzer, die ihr Vehikel der Stadt zur Verschrottung überlassen, Kupons erhalten, für die sie insgesamt zwei (Trabant) bzw. drei (Wartburg) Jahreskarten für das gesamte Budapester Nahverkehrsnetz erwerben können. Das entspräche im ersten Fall der Summe von 528 Mark, im zweiten hingegen 792 Mark.

Molnar meint, die Summe solle verdoppelt werden, um einen größeren Anreiz zu schaffen. In der nächsten Woche entscheidet darüber die Budapester Stadtversammlung. KV