Ritterkreuz-Gegner im Polizeikessel

■ 300 Demonstranten protestierten gegen Veteranentreffen

Hannover (taz) – „Orden fürs Morden“ riefen die Demonstranten, und gleichzeitig spielte das Heeresmusikkorps 3 der Bundeswehr zu Ehren der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger „Ich hatt' einen Kameraden“. Etwa 300 Demonstranten protestierten am Samstag morgen laustark gegen die Gedenkfeier am Ehrenmal der Stadt Celle, mit der das „Bundestreffen der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ und die Bundeswehr gemeinsam der „tapferen Kameraden“ aus dem Zweiten Weltkrieg gedachten.

Etwa hundert der rund 800 noch lebenden Träger des höchsten Zweiter-Weltkrieg-Orden, den einst Adolf Hitler persönlich verlieh, waren zu dem dreitägigen Bundestreffen nach Celle angereist. Ihre Originalorden hatten die meisten der greisen Weltkriegsveteranen allerdings zu Hause gelassen. Sie trugen in der Regel Nachbildungen des Ritterkreuzes, auf denen das Hakenkreuz fehlte.

Zum feierlichen Höhepunkt des Bundestreffens, der auf den Jahrestag der Hinrichtung der Wehrmachtsbefehlshaber Jodl und Keitel als Kriegsverbrecher fiel, trugen Bundeswehrrekruten des Panzerbataillons 334 den Kranz der Ordensgemeinschaft zum Ehrenmal am Celler Schloß. Die anschließenden Reden des „Landesgruppenleiters Niedersachsen“, der Ritterkreuzträger und des Celler Standortpfarres gingen jedoch im Lärm der Demonstranten unter. Obwohl die Polizei die Gedenkfeier abgesperrt hatte, blieben Trillerpfeifen, Böller und „Mörder, Mörder“- oder auch „Nie wieder Deutschland“-Rufe unüberhörbar.

Die niedersächsische Polizei war zu der Gedenkfeier mit dreihundert Beamten in etwa gleicher Zahl wie die Demonstranten vom Celler „Bündnis gegen das Vergessen“ aufgezogen. Nach der morgendlichen Kundgebung gegen das Bundestreffen hinderte die Polizei die Demonstranten von vornherein am Betreten des Celler Schloßparks. Daß dabei auch wiederholt mit Schlagstöcken geprügelt wurde, begründete die Schutzpolizeiinspektion Celle später mit „Eierwürfen auf die Beamten“. Als die Veteranenfeier bereits zu Ende war, kesselte die Polizei einen großen Block der Demonstranten ein und hielt die jungen Leute bis zu zwei Stunden in dem Kessel gefangen. Sie wurden erst nach und nach freigelassen, nachdem ihre Personalien festgestellt worden waren. Nach Angaben der Polizei wurden zuvor 18 Personen festgenommen. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt.

Die Einkesselung von mehr als hundert Demo-Teilnehmern begründete die Polizei mit der „Verhinderung weiterer Ausschreitungen“. Im Verlaufe des Einsatzes sei Polizeibeamten zu Ohren gekommen, daß „möglicherweise noch eine Scherbendemo“ in Celle geplant gewesen sei, sagte ein Polizeisprecher gestern. Nach der „Einfassung der Demonstranten durch Polizeikräfte“ sei dann aber alles friedlich geblieben. ü.o.