: Explosive Lage in Kaschmir
■ 10.000 indische Soldaten belagern Moschee
Srinagar (AFP/AP/taz) – 10.000 indische Soldaten haben am Wochenende eine Moschee im indischen Teil Kaschmirs belagert. Die Hasratbal-Moschee, in der ein Haar des Propheten Mohammed als Reliquie aufbewahrt wird, gilt den Sicherheitsbehörden als Zentrum des seit vier Jahren andauernden Aufstandes radikaler Muslims. Diese kämpfen für die Unabhängigkeit des Bundesstaates Jammu und Kaschmir. Die Behörden behaupten, in der Moschee hielten sich bewaffnete Kämpfer versteckt und dort seien Waffen und Munition gelagert. Am Freitag war ein Gebäude neben der Moschee abgebrannt, später kam es zu Schießereien mit den indischen Sicherheitskräften. Am Samstag zogen dann die Soldaten auf. Nach mehreren Explosionen brannte am gleichen Tag eine Gebetshalle der Moschee. Verhandlungen zwischen Vertretern der Eingeschlossenen und der Armee brachen gestern zusammen.
Das Außenministerium des Nachbarlandes Pakistan, das mit Indien wegen Kaschmir seit der Unabhängigkeit beider Länder im Streit liegt, protestierte scharf gegen die Belagerung. Und der ehemalige Premierminister Pakistans, Nawaz Sharif, der sich immer noch Hoffnung darauf macht, dieses Amt bald erneut bekleiden zu können, rief für heute zu einem landesweiten Generalstreik auf. Pakistanische Studenten griffen – aus Protest, wie es heißt – etwa 150 Kilometer von der umstrittenen Moschee entfernt, in Tando Allahjar, drei Hindu-Tempel an. Zwei sollen zerstört worden sein. Indien wirft Pakistan vor, den Konflikt anzuheizen.
Die indische Regierung hat unterdessen Elite-Einheiten in die kaschmirische Sommerhauptstadt Srinagar entsandt, schloß eine Erstürmung aber aus. Die Rebellen erklärten, in der Moschee sei Sprengstoff versteckt.
Unterdessen folgten die mehrheitlich muslimischen BewohnerInnen Srinagars einem Aufruf zum Generalstreik am Sonntag und ließen die Geschäfte geschlossen. li
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen