Schneller ans Netz?

■ Krümmel: Klagen HEW gegen Kiel?

Kleine Sticheleien erhalten die Feindschaft. Auf dieses Motto setzen derzeit die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW)undauch die GAL-Bürgerschaftsfraktion.

Die Stichelei Marke HEW richtet sich gegen die Kieler Landesregierung. Sie gefährdet nach Ansicht des Energiekonzerns mit umfangreichen Prüfaufträgen für die derzeit stillgelegten Akw Krümmel und Brunsbüttel „die Energieversorgung in Norddeutschland“. Der Aufsichtsrat des Stromkonzerns hat den Vorstand am 8. Oktober ermächtigt, die Möglichkeiten einer Klage gegen die schleswig-holsteinische Energie-Aufsichtsbehörde zu prüfen. Das bestätigte ein ansonsten nicht gerade auskunftsfreudiger HEW-Sprecher (“Aufsichtsratsbeschlüsse sind intern und vertraulich“) gestern gegenüber der taz. Zweck der Übung offenkundig: Die HEW drängen darauf, daß die beiden Akw schneller als derzeit absehbar wieder ans Netz gehen. Trotz der leidigen Geschichte mit den Rissen im Rohrsystem.

Stichelei Marke GAL richtet sich erstens gegen die HEW, zweitens gegen Umweltsenator Vahrenholt und drittens (weil's so schön in die Zeit paßt) gegen die SPD. Die Grünen haben nämlich von der „internen und vertraulichen“ Aufsichtsratssitzung Wind bekommen und witterten gestern per Pressemitteilung größtes Übel: „SPD und Umweltsenator voll auf Atomkurs“ heißt es darin. Und, ganz böse: Mit der Ermächtigung stelle sich Vahrenholt, der auch Aufsichtsratschef der HEW ist, nicht nur gegen die Kieler Landesregierung, sondern erkläre auch seinen endgültigen Abschied vom Ziel „Atomausstieg“. Schließlich, so die Begründung der GAL, habe der Aufsichtsrat seinen Prüfbeschluß unter Vahrenholts Leitung getroffen.

Stimmt gar nicht, erklärte dazu gestern die Umweltbehörde. Vahrenholt sei bei der fraglichen Sitzung gar nicht anwesend gewesen. Der Senator sei anderweitig beschäftigt gewesen. Nämlich mit der Frage, ob die SPD mit der GAL verhandeln soll oder nicht. HEW-Aufsichtsrat und SPD-Landesvorstand tagten am 8. Oktober zeitgleich. Rotgrün-Gegner Vahrenholt entschied sich für den Landesvorstand. uex