„Bundesweit sichtbare Aktionen“

■ S-Bahn-Streit: ÖTV will gegen Bonner Arroganz kämpfen

Im Streit um die 1.700 S-Bahner der BVG, von denen die Deutsche Reichsbahn (DR) nur 800 bis 1.000 übernehmen will, droht die ÖTV mit „gezielten und bundesweit sichtbaren Aktionen“. In einer Erklärung teilte Vorsitzender Kurt Lange gestern mit, daß die Gewerkschaft beim Kampf „gegen die Arroganz der Politiker aus Bonn“ an der Seite der Beschäftigten stehen werde.

Die Teilnehmer einer gestrigen Teil-Personalversammlung der S-Bahner, die bei der Reichsbahn angestellt sind, forderten gestern Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) auf, außergerichtlich zu einer Einigung zu kommen. Die BVG hatte Klage eingereicht. Denn der Termin 1. Januar kommenden Jahres – dann übernimmt die DR die Westberliner S-Bahn von der BVG – lasse kaum noch Zeit für sachgerechte Personalentscheidungen. Ohne zusätzliches Personal sei der S-Bahn-Betrieb ohnehin nicht zu gewährleisten, heißt es in dem Brief weiter. Verstöße gegen geltende Gesetze „werden wir nicht mitmachen“.

Die ÖTV drängt dabei auf folgende Lösung: Die 1.700 S-Bahner sollen auch über den 1. Januar hinaus weiterhin bei der BVG angestellt bleiben und von dort an die Reichsbahn ausgeliehen werden. So würden die tariflichen Bedingungen erhalten und der S-Bahn- Betrieb aufrechterhalten bleiben. Die Reichsbahn wolle nicht nur nicht alle S-Bahner übernehmen, sondern zahle ihren Mitarbeitern auch nur 80 Prozent des Gehalts und biete schlechtere Tarifbedingungen, sagte Sprecher Ernst-Otto Kock. Die ÖTV hat Musterklagen vorbereitet, denn gegen ihren Willen brauchen Arbeitnehmer den Arbeitgeber nicht wechseln. diak