Heftiger Streit um Pasolini-Denkmal

Rom (epd/taz) – Auch 18 Jahre nach seiner Ermordung ist der Schriftsteller und Regisseur Pier Paolo Pasolini unter seinen Landsleuten heftig umstritten. Das erste offizielle Denkmal in Italien, das dem Künstler an der Strandpromenade von Ostia, nahe der Hauptstadt Rom, gesetzt werden soll, hat bei Kaufleuten und Anwohnern Protest ausgelöst. Wie italienische Zeitungen am Montag berichteten, wurden in Ostia gegen die Aufstellung einer schlichten Stele aus etruskischem Travertinstein mit einem Porträt Pasolinis bereits Hunderte von Unterschriften gesammelt. Bei allem Respekt vor dem Toten, heißt es in einem Protestschreiben, müsse doch beachtet werden, daß Pasolini mit seinem Lebenswandel kein Vorbild für die Jugend sein könne und deshalb auch kein Denkmal verdiene. Pasolini war in der Nacht zum 2. November 1975 in der Nähe von Ostia auf brutale Weise ermordet worden. Für die Tat wurde später ein 17jähriger Prostituierter verurteilt, die wahren Hintergründe sind jedoch bis heute nicht geklärt. Am Tatort, der zu einem Müllplatz verkommen ist, erinnert eine von Freunden errichtete Eisenstatue an Pasolini. Die Gemeindeverwaltung von Ostia entschied erst jetzt, dem Künstler das Denkmal am Strand zu errichten, weil Pasolini sich in seinen Schriften und Filmen für die Verbesserung der Lebensbedingungen in der Peripherie Roms eingesetzt habe. Römische Künstler setzen sich dagegen für ein Denkmal im Stadtzentrum ein. Pasolini dürfe nicht länger „abgeschoben“ werden, erklärten sie.