Betr.: "Hand in Hand" - Ausstellung

Das Projekt beginnt, als es noch keines ist. Auf dem Eis der Oker läßt sich das schwule Paar Roland Poppensieker/Ingo Taubhorn am 13. Februar 1985 von einem Freund zum ersten Mal Hand in Hand fotografieren. Erst später und nach und nach wird aus dem unbewußten Arrangement ein tragendes, sich immer wieder verselbständigendes Konzept. Eine „Nebenarbeit“ des Fotografiestudenten Taubhorn und des Architekturstudenten Poppensieker, eine Mischung aus Performance, Reisefotografie, Souvenirproduktion, Dokumentation der Beziehung. Hand in Hand: Ob auf dem Markusplatz, in der Sahara oder vorm Lenindenkmal in Friedrichshain, ob unter Menschen oder allein auf weiter Flur: stets stehen sie so kerzengerade da, schauen möglichst ernst in die Linse und die „Auslöser“ an, zufällig anwesende Passanten, Touristen oder Freunde und Bekannte. Alltag und Urlaub wechseln sich ab, Orte und Landschaften verändern sich wie Zeiten und Moden, die Pose bleibt. Zwei Männer Hand in Hand: kindlich und romantisch wirkt das und ist doch, abseits von zupackenden Homo-Klischees, sehr deutlich. Nur auf den ersten Blick Hänsel und Gretel. Und noch weniger Kohl und Mitterrand. Als Poppensieker und Taubhorn in diesem Herbst Aufnahmen am Strand von El Arenal, der deutschen Badehochburg auf Mallorca machen, hören sie, wie ein Kegelclub nebenan darüber diskutiert und wettet, ob die beiden schwul seien. Als die beiden die Hände ineinanderlegen, ist für die Kegelbrüder die Sache klar. Nach der ersten Dekade ihrer Lebensgemeinschaft zeigen Roland Poppensieker (32) und Ingo Taubhorn (35) nun eine Auswahl der über sechzig Bilder aus ihrem „Album“. Die Ausstellung „Hand in Hand“ wird am Mittwoch um 19 Uhr im Schwulen Museum in Berlin- Kreuzberg eröffnet. Danach ist sie vom 21. bis 31. Oktober täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Adresse: Schwules Museum, Mehringdamm 61, 2. Hof, 3. Etage. Die Bilder von links nach rechts: Bild Nr. 2, Dortmund 1985; Bild Nr. 8, Lido di Pomposa 1986; Bild Nr. 23, Palma de Mallorca 1991; Bild Nr. 39, New York City 1992. kotte