Gute Deutshe Jungenz

■ Die „Böhsen Onkelz“ machen rechtschaffenen „Rock gegen Rechts“ in Bremen

Bremen (taz) – Vor wenigen Jahren noch hatten sie sich mit Songtiteln wie „Türkenfotze kahlrasiert“ zu den härtesten Einheizern der Skinszene rechnen dürfen. Am Sonntag aber erstrahlten die selben „Böhsen Onkelz“ unterm guten alten Namen als Stars eines Festivals „Rock gegen Rechts“. Viertausend Fans feierten in der Bremer Stadthalle die Heimkehr der Band in die Rechtschaffenheit oder jedenfalls auf die Bühnen, von denen sie lange ausgeschlossen waren.

Alte Krautrocker und junge Metal-Punks, langhaarige Faschistenhasser und martialische Glatzen waren gekommen und lauschten in Frieden der Musik, die neuerdings die „braune Scheiße“ verdammt und dem „Wunder der Persönlichkeit“ huldigt. Da erschöpfte sich alle Gewalt, die vom Jungvolke ausging, im vorschriftsmäßigen Herumwerfen voller Bierbecher. Als ein Skin dann doch noch eine Rauferei anfing, unterbrach sofort der Chef-„Onkel“ Stefan Weidner das Konzert, um ihn auszuschimpfen: „Ich hab genug Gewalt gehabt in meinem Leben! Keine Gewalt auf meinen Konzerten! Verpißt euch, ihr Störkraft- Wichser!“

Es war das erste große Konzert nach Jahren der Verbannung. Zwar hatten die „Onkelz“ schon 1987 ihrer Vergangenheit abgeschworen; es hatte ihnen aber kaum einer glauben wollen. Die Veranstalter zogen sich vor ihnen zurück; die meisten Plattenläden warfen die „Onkelz“ aus dem Sortiment. Wohl gerade deshalb verkauften sich vom letzten Album der Band, den „Heiligen Liedern“, an die 500.000 Stück; das reichte für einen fünften Platz in den Charts.

Zumal die Medien zunehmend Interesse zeigten; die „Onkelz“ wurden solange als Lieblings-Konvertiten durch die Talk-Shows gereicht, daß am Ende sogar der bremische DBG und die hiesige Ausländerbeauftragte Zutrauen faßten.

Vor allen Leuten unterstützten sie den Plan der „Onkelz“, pünktlich zum Verkaufsstart ihres neuesten Doppelalbums ein „Rock gegen Rechts“-Spektakel auszurichten.

All die üblichen Infostände und Plakatausstellungen zum Thema blieben dem Publikum allerdings erspart: Das ganze Zubehör wurde „aus Sicherheitsgründen“ in einen abgelegenen Kellersaal ausgelagert, wohin sich niemand verlaufen konnte, und auch noch mit dem Titel „Mensch!?“ versehen. Die Veranstalter versichern aber, daß die 15.000 Mark für „Mensch!?“ aus den Erlösen des Konzertes bestritten werden. Manfred Dworschak