■ Das Portrait
: Donna Tartt

Seit Monaten steht sie nun auch bei uns mit ihrem Debütroman „Die geheime Geschichte“ auf den Bestsellerlisten. Alle lieben den 600- Seiten-College-Krimi. Kritiker liegen ihr zu Füßen („Überzeugend, wenn nicht gar meisterhaft“, Time), und Hollywood hat selbstverständlich längst die Filmrechte gekauft (Alan J. Pakula inszeniert). Wenn über Donna Tartt geredet wird, dann einerseits ehrfurchtsvoll, weil sie neun (!) Jahre an dem Buch geschrieben hat, und andererseits leicht schaudernd, weil sie mit Bret Easton Ellis (das ist der mit dem grauenvollen Yuppie- Schlitzerschmöker „American Psycho“) befreundet ist.

Natürlich hat die 1965 in Greenwood/Mississippi geborene New Yorkerin nicht neun Jahre lang jeden Tag acht Stunden an ihrem Debüt gebastelt. Als sie mit 19 anfing, den Roman zu schreiben, ging sie noch zur Schule. Später, nach dem College, besuchte sie eine Kunsthochschule. Doch an „guten Tagen“ schrieb Donna Tartt, die immer um 8 Uhr aufsteht, 16, 18 Stunden lang: „Es war wie Murmeln in ein Glas werfen, Satz für Satz. Nach neun Jahren habe ich gemerkt, daß eine Menge Papier zusammengekommen ist. Da war der Roman fertig.“

Schöngeistige Debütantin Foto: Goldmann-Verlag

Wie Marcel Proust verbringt Donna Tartt ihre Zeit am liebsten im Bett. Sie liest Unmengen („Ich kann tonnenweise Gedichte aufsagen“), die griechischen Klassiker im Original. Selbst ein Kind der Popkultur, hält sie doch wenig davon. Jack Kerouac und Allen Ginsberg läßt sie noch gelten, das war's dann aber auch schon. Popmusik hört sie außer den Talking Heads und Sonic Youth nicht. Sie ist überzeugter Single, geht gern ins Museum und beschäftigt sich mit griechischer Philosophie und dem deutschen Klassizismus. Dank der „geheimen Geschichte“ ist sie Millionärin (der renommierte Knopf- Verlag zahlte 450.000 Dollar allein für die Rechte, nie wurde für ein literarisches Debüt mehr gezahlt). Trotzdem blieb sie bescheiden. Das viele Geld liegt schön altmodisch auf der Bank, ihre Wohnung in Manhattan teilt sie mit ihrem Mops Pongo, sonst besitzt sie „eigentlich nur einen Schreibtisch und ein Bett“. Einen Fernseher hat sie nicht: „Warum sollte ich mir das antun?“ fragt sie, „das Fernsehen ist schuld daran, daß sich alles auf der Welt immer ähnlicher wird. Diese Uniformität macht mir angst.“ rewe