Wie definiert man eigentlich Jericho?

■ Israelis und Palästinenser verhandeln über Grenzen der teilautonomen Gebiete

Tel Aviv (taz) – Nach sechstägiger Pause sitzen sich heute im ägyptischen Taba wieder Israelis und Palästinenser gegenüber, um das „Gaza-Jericho-Abkommen“ in die Realität umzusetzen. Bei den Gesprächen geht es um die Übernahme der zivilen Selbstverwaltung durch Palästinenser im Gaza-Streifen und in Jericho.

Quasi als Symbol der Verhandlungsbereitschaft entließen israelische Behörden gestern nach 23 Jahren den am längsten in Israel inhaftierten Palästinenser. Der mittlerweile 53jährige Salim Hussein war wegen angeblicher Angriffe auf Israelis zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die israelische Regierung hatte mehrfach angekündigt, zwischen fünf- und sechstausend inhaftierte Palästinenser freizulassen. Die Bedingungen für diesen Schritt sollen in Taba ausgehandelt werden. Insgesamt sitzen in israelischen Gefangenenlagern rund 14.000 Palästinenser, die zumeist von Militärgerichten abgeurteilt wurden.

Der zweite wichtige Punkt auf der Tagesordnung in Taba ist die Definition des künftig teilautonomen Gebietes bei Jericho. Die Palästinenser verstehen unter „Jericho“ ein Gebiet von rund 345 Quadratkilometern. Die israelische Regierung wollte ursprünglich nur 30 Quadratkilometer reines Stadtgebiet in den Autonomieplan einbeziehen. Wahrscheinlich werden die israelischen Unterhändler in Taba aber vorschlagen, „Jericho“ als die gleichnamige Stadt und zwei in unmittelbarer Nähe liegende Flüchtlingslager, Ain-Sultan und Akabat Jaber, zu definieren. Mehr Gebiet wollen die Israelis nicht hergeben, da sich im Umkreis elf jüdische Siedlungen befinden.

Seit Montag bereist der „Friedenskoordinator“ des US-Außenministeriums, Dennis Ross, den Nahen Osten. Nach einem Kurzbesuch in Kairo hielt er sich gestern bei der PLO-Führung in Tunis auf. Heute wird er in Jerusalem erwartet. Seine Hauptaufgabe scheint die Vorbereitung einer neuen Nahostreise des US-Außenministers Warren Christopher zu sein. Dieser will die stockenden Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien wieder in Gang bringen. Ursprünglich war für Ende des Monats eine weitere Runde der israelisch-arabischen Verhandlungen in Washington angesetzt. Sie wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, weil Syrien verlangt hatte, Israel müsse zuvor neue Vorschläge unterbreiten. Die israelische Regierung hatte daraufhin der US-Regierung mitgeteilt, daß man in Jerusalem damit beschäftigt sei, die Abkommen mit der PLO zu „verdauen“. Amos Wollin