Zeuge bestreitet Mölln-Anschlag

■ Im Prozeß um den mörderischen Brandanschlag von Mölln wurde ein mehrfacher Brandstifter vernommen

Schleswig (taz) – Ein verurteilter Brandstifter ist gestern vor dem Oberlandesgericht in Schleswig im Prozeß um die Morde von Mölln auf Wunsch der Verteidiger als Zeuge gehört worden. Nach Ansicht der Verteidiger der Angeklagten Lars Christiansen und Michael Peters gibt es zwischen den früheren Taten des 31jährigen Mannes und den Anschlägen in Mölln zahlreiche Übereinstimmungen, deshalb sei er tatverdächtig. Der Mann, der Ende November vergangenen Jahres in der Nähe des Tatortes wohnte, war Anfang der 80er Jahre wegen über 55 Brandstiftungen zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Vor dreieinhalb Jahren war er aus der Haft entlassen worden. Vor Gericht bestritt der Zeuge, die Häuser angezündet zu haben. „Ich war's nicht, ich kann nur sagen, daß ich ein reines Gewissen habe“, erklärte der Zeuge, der nach eigenen Angaben ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mit der Familie Arslan hatte.

Ein Alibi für die Tatzeit hat der Zeuge allerdings nicht. Vor Gericht gab er an, am Abend vor den Brandanschlägen mit Freunden in verschiedenen Gaststätten gewesen zu sein. Etwa gegen 23 Uhr sei er nach Hause und ins Bett gegangen. Seine damalige Freundin sei in der Nacht jedoch nicht dagewesen. Von Hilfeschreien sei er in der Nacht aufgewacht, zum Fenster gegangen und habe viel Rauch gesehen. Er habe versucht, die Feuerwehr anzurufen, doch der Anschluß sei besetzt gewesen. „Ich bin extra in der Wohnung geblieben, damit es nicht heißt, ich sei in der Nähe des Tatortes gesehen worden“, erklärte der 31jährige, der bei seinen Brandstiftungen Sachschäden von rund sechs Millionen Mark verursacht hatte. Im Laufe der Befragung taute der Zeuge zunehmend auf und unterhielt das Gericht mit Geschichten, wie er Polizisten, die ihn überwachen sollten, auf die falsche Fährte führte. Seine früheren Anschläge hatte er häufig verübt, wenn er unter großem psychischen Druck stand. Kersten Kampe