AKW Esenshamm stillegen

■ Bürger-Initiativen: Atomkraftwerk läuft seit zehn Jahren illegal

Bremer und niedersächsische Umweltinitiativen wollen mit Unterstützung der zuständigen Landesbehörden erneut die Abschaltung des Atomreaktors in Esenshamm erzwingen. „Der Reaktor wird seit zehn Jahren illegal betrieben“, erklärte Hans- Otto Meyer-Ott vom Arbeitskreis Wesermarsch gestern in Bremen. Bis spätestens 1983 hätte das AKW mit Kühltürmen nachgerüstet werden sollen, nachdem es 1978 in Betrieb gegangen sei. So wäre es in den wasserrechtlichen Auflagen für das AKW festgeschrieben worden.

Klären soll diesen Vorwurf jetzt eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Initiativen, Experten und der Bremer Umweltbehörde. Eine entsprechende Zusage erhielten die Initiativen gestern aus dem Ressort des grünen Umweltsenators Ralf Fücks. Die „Freizeitexperten“ (Eigenjargon) aus den Umweltverbänden glauben an einen bremisch-niedersächsischen Deal: Der damalige Bremer Bürgermeister Hans Koschnick habe 1982 im Tausch für die Industrialisierung der Luneplate durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht nicht auf die Nachrüstung des AKWs gedrungen.

Der Vorwurf des illegalen Betriebs ist nicht neu. „Jetzt haben sich aber die politischen Rahmenbedingungen geändert. In beiden Ländern gibt es eine grüne Regierungsbeteiligung und Ausstiegsszenarien“, erklärte Peter Willers von der Aktionskonferenz Nordsee. Anfang 1994 will das Griefahn-Ministerium ein Gutachten in Auftrag geben, daß insgesamt 15 Punkte der letzten TÜV-Überprüfung des AKW noch einmal unter die Lupe nehmen soll. mad