Senatoren streiten um das Brandenburger Tor

■ Haase will fünf, Hassemer drei Spuren und Nagel die Sperrung / Auch Differenzen über Straße Unter den Linden

Die drei Senatsverwaltungen für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sind über die Verkehrsführung am Brandenburger Tor zerstritten. Wie Sprecher der drei Verwaltungen gestern der taz bestätigten, verfolgen diese jeweils eigene – zum Teil weit voneinander entfernte – Pläne. Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) setzt sich für eine Totalöffnung ein. In der Mitte soll die schon heute bestehende Busspur erhalten bleiben, daneben soll es auf jeder Seite jeweils zwei Fahrspuren für den Autoverkehr geben. Weil die Säulen eng beieinanderstehen, erläuterte Sprecher Tomas Spahn, werde Tempo 30 gelten. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) will dem Autoverkehr jeweils nur eine Spur einräumen, berichtete seine Sprecherin Ulrike Plewnia. Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) favorisiert dagegen die bestehende Regelung – das Tor ist für den privaten Verkehr gesperrt. Die südlich gelegene Behrenstraße, heute als Provisorium zweispurig, würde dann auf vier Spuren verbreitert werden, teilte Hauptstadtreferent Engelbert Lüdtke-Daldrup auf Anfrage mit.

Nur in einem seien sich alle Verwaltungen einig, sagte Tomas Spahn. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Untertunnelung des Wahrzeichens sei zu teuer; dies habe eine entsprechende Untersuchung ergeben.

Von der Frage der Verkehrsführung am Brandenburger Tor hängt die Gestaltung der Straße Unter den Linden ab. Hassemer und Nagel sind sich einig, die heutige Straßenbreite von 14,5 auf 10 Meter zu verschmälern. Wie Lüdtke-Daldrup berichtete, will Nagel das „Ku'damm-Modell“ einführen: Es sieht für Autos und den Busverkehr jeweils eine Fahrspur pro Richtung und am Rand einen Streifen zum Parken vor. Hassemer wolle sich noch nicht festlegen, sagte Plewnia, für ihn sei statt Parkstreifen auch eine weitere Fahrbahn vorstellbar. Haase wiederum will zwei Fahrspuren je Richtung für den Autoverkehr und würde dafür zur Not auf die Parkplätze verzichten, meinte Spahn.

Die Verkehrsführung der Ost- West-Straßen zwischen Invalidenstraße und Landwehrkanal soll Anfang November im Gemeinsamen Ausschuß Bonn/Berlin erörtert werden. Bundesregierung und Senat hatten bereits festgelegt, daß in diesem Bereich stündlich je Richtung etwa 8.000 Kraftfahrzeuge fahren sollen, konnten sich aber bisher nicht über bestimmte Fragen einig werden. So hatte der Ausschuß, in dem Senatsverwaltungen und Bundesministerien vertreten sind, Ende Juli Berlin beauftragt, die Untertunnelung des Brandenburger Tores und der Leipziger Straße sowie deren Varianten zu prüfen. Die Ergebnisse werden nun in der kommenden Sitzung Anfang November vorgestellt. Bis dahin wolle sich der Senat auf eine einheitliche Position zum Brandenburger Tor bemühen, sagte Senatssprecher Michael Butz. Dirk Wildt