Adoptivkinder unter Monstern

New York (dpa/taz) – Monate-, vielleicht jahrelang hat ein Ehepaar vier Adoptivkinder im US- Bundesstaat New Jersey nach Angaben der Polizei auf dem dunklen Dachboden seines Hauses eingesperrt und selbst von dem Geld gelebt, das der Staat für ihre Erziehung bezahlt hatte. Der Fall, der in den New Yorker Zeitungen täglich neue Schlagzeilen macht, stellt das gesamte Adoptionsprogramm der Stadt in Frage.

Die Kinder hätten angegeben, sie hätten ohne Heizung, Möbel, Licht und mit wenig Essen leben müssen. Nur wenn sie auf die Toilette mußten, hätten sie in den Keller gehen dürfen. Das Ehepaar soll 24.000 Dollar (38.400 Mark) Erziehungshilfe pro Jahr für die vier Kinder kassiert haben. Die beschuldigten Shirley und Anthony James hatten die Kinder vor sechs Jahren angenommen. Der zuständige Staatsanwalt John J. Fahy in New Jersey findet es „rätselhaft“, daß eine Behörde Geld bis zum 18. Geburtstag des Adoptivkindes gibt, nach der Adoption aber nicht prüft, unter welchen Umständen das Kind lebt.

Das Ehepaar hat eine weitere zwölfjährige Adoptivtochter und einen achtjährigen leiblichen Sohn. Vor zwei Jahren hatten sie alle sechs Kinder von der Schule genommen. Dr. Henry Oliver, Direktor der Schulen in Englewood, sagte, seine Mitarbeiter seien davon ausgegangen, daß die Kinder in eine kirchliche Privatschule versetzt worden seien oder „außerhalb des Staates“ unterrichtet würden. Der Fall kam erst ans Licht, nachdem zwei der Kinder aus dem Dachboden ausgebrochen waren. In einem Supermarkt wurden sie erwischt, als sie Brötchen, Chips und Bonbons stehlen wollten.