Hat Hoffmann-La Roche gelogen?

■ Neue Dokumente zur Dioxin-Katastrophe von Seveso

Berlin (taz) – Das letzte Kapitel des Dioxin-Krimis von Seveso ist noch nicht geschrieben. Gestern hat der Journalist Eckhard Siekker in der Sendung „Rundschau“ des Schweizer Fernsehens ein Gutachten für das Kommunalgericht Monza vorgelegt: Sechs Sachverständige kamen zum Schluß, daß der 1976 explodierte Reaktor in den Jahren davor fast immer eine Temperatur zwischen 191 und 300 Grad Celsius aufwies – heiß genug, um Dioxin für Chemiewaffen herzustellen. Hoffmann-La Roche, Stammfirma der Seveso-Fabrik, bestreitet, daß in der Anlage Temperaturen über 180 Grad Celsius erreichbar waren.

Erneut zweifelhaft ist zudem, ob die 41 Fässer mit verseuchter Erde tatsächlich in Basel verbrannt wurden. Hoffmann-La Roche hatte seienerzeit einen Antrag gestellt, sie nach Schönberg zu verbringen. Der grüne Europaabgeordnete Paul Staes behauptet nun, aus Stasi-Unterlagen gehe hervor, daß sie in einem Bunker unter der Deponie Schönberg liegen. azu/nh