Lokalkoloratur

Eine Story fast so schön wie im Vorabendprogramm im TV, diesmal aber wahr: Eine Wahlmünchnerin kommt nach Hamburg. Heute übernimmt die Journalistin Beate Wedekind, 42, „die Chefredaktion des Entwicklungsprojektes Leute“, meldete gestern der Gruner +Jahr Verlag. Die geschmähte Chefin der „Bunten“, die der Burda-Verlag einstweilen auf einem belanglosen Posten kaltgestellt hatte, soll nun die neue Zeitschrift „so schnell wie möglich“ im Blätterwald einpflanzen — was so viel heißt, wie im November oder im neuen Jahr. Schließlich steigt die Blattmacherin heute in ein bereits angelegtes Zeitschriftenkonzept ein, das einmal „ihr Blatt“ werden soll. Hatte G+W vor einigen Jahren noch Schiffbruch mit einer Leute-Zeitschrift erlebt, so hat man jetzt anhand einer Nullnummer per Marktforschung das Interesse am „Wie geht's eigentlich den Stars, Berühmtheiten, Politikern, Erfolgreichen und sonstigen Auch-Dabeis“-Genre feststellen lassen und es für lohnend befunden. Und wir denken an den „Mord im 31. Stock“, jenen Schweden-Krimi, in dem uns das Ehepaar Sjöwall/Wahlöö die Augen zu öffnen suchte, wie sich die Regenbogenpresse die Träume ihrer Leserschaft gewinnversprechend zusammenbastelt. Allerdings dürfen wir bei Frau Wedekind beim Thema „Leute“ Sachkenntnis voraussetzen, da sie auf eine jahrelange Erfahrung als Klatschkolumnistin zurückblicken kann und wir unterstellen, daß sie doch einige der Menschen kennt, die sie im neuen Leute-Blatt verarzten wird. jk