Aus den Niederungen des Fußballsports
: Ali, Alki und der leicht lädierte Ruf

■ Hamburger SV: Nach Sauftour wieder mit Sassen und Spörl im Kader

Streß auf der Geschäftsstelle des Hamburger Sport Vereins. Folgendes Vorkommnis bereitete den stets um ihren guten Ruf bemühten HSV-Oberen schlaflose Nächte:

Andreas Sassen, 25jähriger Mittelfeldspieler des HSV, bewies jetzt, daß er nicht nur Mumm in den Waden, sondern auch einen kräftigen Bizeps besitzt. Nach durchzechter Nacht – der 2:1-Heimsieg gegen Wattenscheid am vorigen Wochenende mußte ja gefeiert werden – schnauzte Sassen auf dem Heimweg seinen türkischen Taxifahrer erstmal an: „Ali, fahr' endlich schneller!“. Die Pöbeleien satt, beendete der Chauffeur daraufhin die Fahrt und verwies seinen Gast an die frische Luft. Sassen nutzte hingegen die ihm gegebene Chance und ließ, laut den Aussagen des Kraftdroschkers, die Fäuste fliegen. Nun droht ihm eine Anzeige des Taxifahrers. Mannschaftskollege Harald Spörl – mitgegangen, mitgefangen – bereut heute, seinen Saufkumpan nicht gleich beiseite genommen zu haben: „Hätte ich den Sassen bloß aus dem Wagen gezerrt, dann wäre das alles nicht passiert“. Die Polizei stellte einen Alkoholgehalt von 2,6 Promille fest. Um jetzt nicht der Ausländerfeindlichkeit verdächtigt zu werden, benötigt Sassen nun dringend einen vertrauensvollen Leumund. Lothar Matthäus kann da bestimmt weiterhelfen.

Hilfe anderer, nämlich pädagogischer, Art wollen HSV-Präses Jürgen Hunke und Manager Heribert Bruchhagen beiden Spielern angedeihen lassen. Mit einer Geldstrafe von 12.500 Mark soll Andreas Sassen für seinen eindrucksvollen Alkoholspiegel zur Kasse gebeten werden, Harald Spörl soll 7.500 Mark an eine Hamburger Behinderteneinrichtung abdrücken. Beide bestreiten die Beleidigung und Körperverletzung des ausländischen Mitbürgers. Sollte es zu einer Verurteilung wegen der erhobenen Vorwürfe kommen, läßt sich der HSV die Möglichkeit offen, die Balltreter darüber hinaus noch wegen vereinsschädigenden Verhalten, abzustrafen.

Die Affäre ist also für den HSV vorläufig beendet. Sehr zum Gefallen von Trainer Benno Möhlmann: Denn nun ist beim Bundesligisten wieder der sportliche Alltag eingekehrt. .

Der HSV kann damit ohne Sorgen an die Weser reisen. Libero Michael Kostner, Kapitän Thomas von Heesen, Jörg Albertz und Torjäger Valdas Ivanauskas, die allesamt bei der 1:2-Niederlage in Dortmund gefehlt hatten, konnten am Donnerstag das volle Übungspensum absolvieren. Auch Yordan Letschkow, der wegen einer Adduktorenzerrung in den vergangenen Tagen nicht hatte trainieren können, hatte sich zurückgemeldet. juk/kader