In Schwung sein mit Schunkelrock

■ Einen Abend unterwegs mit „Haindling“ in der Markthalle

Haindling ist nicht nur ein Wort. Haindling ist ein Dorf in Niederbayern. Haindling ist eine bayrische Musikgruppe, die ihre Fans auch auf dem flachen Land zu unterhalten weiß. „Unsere Lieder handeln vom Leben“. Und tatsächlich, da singt einer Geschichten, die das Leben schrieb. „Der Fluß ist rot, die Fische sind tot“, die Haindlings scheuen auch Sozialkritisches nicht. Andächtige Stille legt sich über die Hamburger Markthalle, Betroffenheit eilt vom bayrischen zum nordischen Herzen. „Unseren Musikstil gibt's nur einmal“, sagt der Kopf der Männer-Band Hans-Jürgen Buchner. „Das Besondere macht die Symbiose der verschiedenartigsten Instrumente aus, von der afrikanischen Trommel über Klanghölzer bis zu tibetanischen Tempeltrompeten, Tuba und Synthesizer“. 250.000 Kilometer legen wir mit den Haindlings zurück, um mit Buchner zu sprechen, „da die Erde sich um die Sonne dreht und ich pro Sekunde also etwa 28,5 Kilometer unterwegs bin“.

Da fühlt man Traditionsbewußtsein in der Vertonung eines zweihundert Jahre alten bayrischen anal-erotischen Gedichts, da gibt es einen philosophischen Text über das Rauchen (“wenn ich sterben werde, kann ich wenigsten sagen, ich habe geraucht“), und das Liebeslied „Lang scho nimmer g'sehn“, das wir doch alle aus dem Radio kennen, gell? Die sechs bösen bayrischen Jungs können auch richtig rockig werden, Anklänge von Jazz und lyrischer, fast sakraler Musik fließen ein. Nein, an Vielseitigkeit mangelt es Haindling nicht. Und da kommt noch einmal richtige Gaudi beim bayrisch-alternativen Schunkelsong (“morgen könnt ihr sagen, ihr seid's dabeigewesen“) auf. „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ singen alle gemeinsam. Spaß homma. Wenngleich wir die 250.000 Kilometer auch ohne die Haindlings hinter uns gebracht hätten, nun können wir wenigstens sagen, wir sind dabei gewesen.

Simone Ohliger