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Hoesch-Sinteranlage weniger giftig

■ Nach Änderung der Brennstoffe ein Siebtel weniger Dioxin / Umweltminister hätte früher warnen müssen

Dortmund (taz) – Die vor wenigen Wochen als Dioxinschleuder enttarnte Sinteranlage des Krupp- Hoesch-Stahlwerkes in Dortmund hat ihre exorbitant hohe Giftfracht von 43 Nanogramm pro Kubikmeter Abluft inzwischen offenbar erheblich reduziert. Wie der zuständige Bereichsleiter des Unternehmens, Köhler, am Mittwoch abend vor dem Umweltausschuß der Stadt Dortmund mitteilte, konnte allein durch Veränderung der eingesetzten Brenn- und Zusatzstoffe die Dioxinfracht um ein Siebtel vermindert werden.

In der Dortmunder Anlage wurden bisher chlorhaltige Gichtstäube ebenso verbrannt wie der bei der Stahlherstellung anfallende Walzenzunder. In die Sinteranlage wanderten nach Informationen des WDR im Monat etwa 23.000 Tonnen dieses Zunders, davon kamen rund 10.000 Tonnen aus eigener Produktion.

Hoesch-Mitarbeiter sprachen während einer Bürgerversammlung im betroffenen Stadtteil Dortmund-Scharnhorst davon, daß der auf dem Werksgelände gelagerte Zunder in der Vergangenheit oft übel nach Öl gerochen habe.

Düsseldorfs Umweltminister Klaus Matthiesen hatte dem Unternehmen am 7. 10. – also rund zwei Wochen nach den Enthüllungen der Dioxinwerte in der Presse – per Ordnungsverfügung den Einsatz fremdbezogener Recyclingstoffe untersagt. Viel zu spät, wie nicht nur die Düsseldorfer Opposition meint. Matthiesen wußte persönlich seit dem 9. März dieses Jahres von den „wahnsinnig hohen Werten“, so der Kieler Toxikologe Hermann Kruse. Dennoch informierte der Minister erst Ende Mai das Unternehmen. Bis dahin glaubte man bei Hoesch nach Darstellung von Köhler „ähnliche Werte zu haben wie andere Sinteranlagen auch“.

Einen „fahrlässigen Umgang mit der Gesundheit der Bevölkerung“ hält die Opposition deshalb Matthiesen vor. Tatsächlich erfuhren Beschäftigte und Anwohner von dem extremen Giftausstoß erst aus der Presse. Matthiesens Rechtfertigung, er habe zunächst ein Konzept zur Schadstoffreduktion verabreden wollen und deshalb zunächst von einer Veröffentlichung abgesehen, weil „keine akute Gesundheitsgefährdung“ bestanden habe, können Dioxinexperten wie Kruse „überhaupt nicht nachvollziehen“. Tatsächlich zeigen ja auch die jüngsten Unternehmensmessungen, daß Sofortmaßnahmen neben der langfristigen Verbesserung der Filtertechnik durchaus möglich sind. Dadurch werde „das Krebsrisiko der Beschäftigten und Anwohner ganz gewaltig erhöht“.

„Deutlich erhöhte Bodenbelastungen mit Dioxin“ hat Greenpeace in der Umgebung der Dortmunder Anlage gemessen. Wie die Umweltorganisation gestern mitteilte, fand sie in Staubproben nahe des Werkes 102 Nanogramm (ng) Dioxin pro Kilo. Im Grünkohl ermittelte Greenpeace dagegen lediglich 1,2 Nanogramm pro Kilo Trockensubstanz. Dieser Wert liegt deutlich unter der in Duisburg vor einem Jahr gemessenen Belastung. In der Umgebung der dortigen industriellen Dioxinemittenten fanden sich zwischen 20 und 66 Nanogramm beim Grünkohl. Zum Verzehr taugt solcher Kohl nicht mehr. Walter Jakobs

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