■ Soundcheck
: Les Tambours Du Bronx / Oleg Mitjaev & Konstantin Tarasov / John Hiatt

Heute abend: Les Tambours Du Bronx. Bow Wow Wow haben ihn für zwei Single-Hits geklaut, Adam and the Ants haben den Sound ihrer ersten Platte darauf aufgebaut, Malcom McLaren hat ihn ebenso geschickt verwertet wie Test Department, unbekannte Disco-Produzenten, House-Sampler und Ethno-Freaks. Der Auftritt der sogenannten Burundi-Trommler beim WOMAD-Festival Anfang der 80er hat einen, dem Shuffle verwandten Stammes-Rhythmus aus Zentralafrika mit einem Schlag berühmt gemacht, den man heute natürlich Burundi Beat nennt. Späte Echos auf dieses initiale Erlebnis kann man bei europäischen Trommel-Ensembles wie Van Kampen oder eben Les Tambours Du Bronx vernehmen. Insbesondere letztere bedienen sich ganz ohne Scham an dem Schlagrepertoire des Burundi-Beats und übertragen diesen in einen Industrie-Mythos aus Fässern, Zahnrädern und Lautstärke. Die Franzosen inszenieren ihre Metallschlacht im Outfit von amerikanischem Zerstörte-Großstadt-Science-Fiction-Kitsch der C-Picture-Generation. Durch die 200-Jahre-Revolutions-Abgeschmacktheiten weltberühmt geworden, bereisen die Klangstürmer nun die Welt. Sind ihre Aufnahmen noch von einer gewissen Statik erdrosselt, die sie deutlich von ihren Vorbildern unterscheidet, so gleichen die Live-Performances der Schläger eher dem Zusammenprall mit einem Mammut oder einer Vorstadt-Eisenbahn. Ratatatatata-da-ratatatatata... Markthalle, vorverlegt auf 22 Uhr

Oleg Mitjaev & Konstantin Tarasov. Die Geschichten sind gut, die Worte wohlgewählt, das Erzählte mal bizarr, mal alltäglich in all seiner Poesie, leider ist es russisch. Oleg Mitjaev, Liedermacher und Schauspieler, singt zur Klampfe profane Geschichten und große Vorstellungen, die weit mehr von Rimbaud, Villon und dem Chanson beeinflußt sind, als von der russischen Musik. Ein Liedermacher für die ganze Welt, dessen neue CD Lieder und Poesie das Herz vor Fernweh und Sehnsucht überlaufen läßt. WIR-Zentrum, 21 Uhr

John Hiatt. Ach ja, der gallige Loser, der Papi ohne Nackenfleisch, der die Musik nicht lassen kann, auch wenn sie das Hosensäckchen meist nicht füllt. Der Freund aller einsamen Männer zwischen 30 und 40, die noch ehrliches Songwriting schätzen, weil ihnen stets die Frau wegläuft, oder die im Reihenhaus angekommen weder Mut zum Gehen noch Freude beim Bleiben kennen. Dem Vierziger, der mit den Jungen rockt, sind vom Gold- staub des Bob Dylan auch schon einmal ein paar Krümmel in den Morgentee gefallen. John Hiatt ist in der Stadt, und geht man in sein Konzert, gibt es einen, der sich darüber freut: John Hiatt. tlb

Große Freiheit, 22 Uhr

Außerdem: Frederic Vahle. Der Kinderfreund singt mit Herzgefühl und Schmunzelfalte diesmal für Erwachsene. Theaterschiff am Mäuseturm, 20 Uhr