Kein Anschluß unter ...

■ Postämter bleiben geschlossen, doch die BürgerInnen wehren sich weiter

Vergebene Liebesmüh. Trotz zahlreicher Proteste will die Post wie geplant 42 Postämter in Hamburg schließen – und kein einziges weniger.

Besonders Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp hatte sich dafür eingesetzt, daß zumindest einige der von der Schließung bedrohten Ämter geöffnet bleiben. Am 11. Oktober verhandelte er im Klein Borsteler Postamt 632 mit Vertretern der norddeutschen Postdirektion, die versprachen, „eine Einigung anzustreben“ und die Schließung einiger Ämter „erneut zu überprüfen“.

Doch als man sich drei Tage später in der Wirtschaftsbehörde wieder traf, schalteten die Postbosse, von ihrer Bonner Zentrale an die kurze Leine genommen, auf stur. Ein Teilnehmer der Gespräche: „Die hatten null Verhandlungsspielraum“. Entnervt brach Krupp die Verhandlungen ab.

Bereits am 6. Oktober hatte Krupp an Postminister Wolfgang Bötsch geschrieben, dabei detailliert aufgeführt, daß zumindest in zehn Fällen die Post gegen ihre eigenen Schließungsrichtlinien verstoßen hat. Danach soll für alle HamburgerInnen das nächste Postamt im Höchstfall zwei Kilometer entfernt sein. Doch das trifft nach Berechnungen der Wirtschaftsbehörde für 30.000 PostkundInnen nach der Schließungswelle nicht mehr zu.

Darüberhinaus müssen viele weitere HamburgerInnen abenteuerliche Wege gehen, um zu einem näher als zwei Kilometer gelegenen Postamt zu gelangen. So dürfen etwa die Klein Borsteler den unbeleuchteten, meist matschigen Alsterwanderweg überqueren, für viele Schnelsener führt der Fußmarsch zur nächsten Post geradewegs über die Autobahn.

Bötsch verwies Krupp in seiner Antwort an die Postverantwortlichen, die aber fürchten durch Nachgiebigkeit einen Präzedenzfall zu schaffen, der ihr gesamtes Schließungskonzept infrage stellt. Am 18. Oktober hat Krupp sich nun erneut schriftlich an Postminister Wolfgang Bötsch gewandt und eine Einzelfallprüfung eingeklagt. Die Antwort des Bonners steht noch aus. Krupp: „Es wird höchste Zeit, daß Bötsch die Fehler des Postdienstes korrigiert“.

Marco Carini