Alkohol fördert Krebs

■ Bremer Krebs-Kongreß fordert Alkohol-Prohibition

Alkohol begünstigt die Entwicklung von Krebs. Diese Erkenntnis auf dem Bremer Krebs-Kongreß, der diese Woche stattfand, ist nicht neu. Doch Deutschland habe sich dieser Erkenntnis bislang nicht geöffnet, resümierten die WissenschaftlerInnen und ÄrtzInnen.

In einer Fallstudie hat Heinz Maier, Hals-Nasen-Ohren-Arzt aus Heidelberg, festgestellt, daß vor allem die Wahrscheinlichkeit für Mundhöhlenkrebs, Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs steigt. Dabei käme es nicht auf die Art des Alkohols an, sondern nur auf die Gesamtzufuhr, erläuterte Maier. Eine Menge von 100 Gramm pro Tag genüge schon, um das Rachenkrebs-Risiko um ein 120faches ansteigen zu lassen.

Der Alkohol an sich sei dabei noch keine krebserzeugende Substanz, doch er mache zum Beispiel bestimmte Gewebe empfänglich für die Krebsstoffe und schwäche das Immunsystem. „90 Prozent der Karzinogene müssen erst aktiviert werden“, sagte Maier.

In Amerika sei man mit der Aufklärung über das Risiko, durch hohen Alkoholgenuß an Krebs zu erkranken, wesentlich weiter, referierte Maier. Dort klebe bereits heute an jeder Alkohol-Flasche ein Etikett ähnlich dem auf hiesigen Zigarettenschachteln. „Alkohol ist gesundheitsschädlich“, stünde darauf.

In den skandinavischen Ländern sei die Rachen- und Mundhöhlenkrebsrate durch den eingeschränkten Verkauf von Alkohol deutlich niedriger. „Ich halte dies für ein probates Mittel auch hier den Krebsfaktor einzudämmen“, sagte Maier dazu — und fügte noch ein weiteres Argument für die Prohibition hinzu: So gebe es bei den Mormonen, denen Alkoholgenuß untersagt ist, extrem wenig Erkrankungen.

Als Maßnahme erwähnte Maier schließlich noch, daß der Jugendalkoholismus eingedämmt werden müsse. Die staatliche Gesundheitsbürokratie sei hier gefragt.

Vor zu viel Sonnenbräune warnte wiederholt Hellmut Ippen, Mediziner an der Hautklinik Göttingen. Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der Zunahme an Hautkrebserkrankungen und dem Massentourismus in südliche Länder: „Die Kelten — der überwiegende Typ in Nordeuropa - sind enorm lichtempfindlich. Die Idioten legen sich auf Gran Canaria in die pralle Sonne, und dabei kriegen sie einen Sonnenbrand“, beklagt Ippen. Auch Kinder, die viel in der Sonne waren, bekämen gewöhnlich ein Hautmelanom.

Um die Ausweitung der Hautkrebserkrankungen zu verhindern, hat Ippen sich an die Öffentlichkeit gewandt. Er machte sie auf die Gefahr aufmerksam, die von Solarien ausgehe. „Das ist den Politikern vorgetragen worden. Als sie aber hörten, daß der Umsatz der Solarindustrie hoch sei, und auch viele Arbeitsplätze dranhingen, haben sie das Thema wieder fallenlassen“, klagt Ippen.

Die WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen fordern mehr Vorsorgeuntersuchungen auf Krankenschein und wünschen sich, daß die Bevölkerung die vorhandenen Vorsorgeangebote auch nutzt. Hoden- und Brustkrebs seien zum Beispiel heilbar, wenn sie früh genug behandelt werden. Vivianne Agena

Zum Krebs-Kongreß siehe auch die Gesundheits-Sonderseite 43