Schüler gegen blödes Bildungssparen

■ Demonstration gegen die saarländische Bildungspolitik

Saarbrücken (taz) – Rund 15.000 saarländische SchülerInnen haben landesweit gegen die Bildungspolitik der SPD-Regierung von Ministerpräsident Oskar Lafontaine demonstriert. Unter dem Motto „Demonstrieren für die Zukunft“ forderten sie kleinere Klassen, die Einstellung neuer LehrerInnen und die Förderung von Arbeitsgruppen. Auf Transparenten hieß es unter anderem: „Rebellion ist gerechtfertigt“, „Nur die Dummen sind für das blöde Bildungssparen“. Auf der zentralen Kundgebung forderten SprecherInnen aller Schulformen Bildungsministerin Marianne Granz (SPD) zu mehr Einsatz „für die Jugend auf, auch wenn es sie dann ihren Posten im Kabinett kostet“.

Die Proteste wurden auch von den LehrerInnen und Elternverbänden unterstützt. Bildungsministerin Marianne Granz hatte die Aktion im Vorfeld hart kritisiert. So hielt die Ministerin den SchülerInnen vor, den angeprangerten Unterrichtsausfall durch solche Demonstrationen teilweise selbst zu verursachen. In einem Fernsehinterview zu den Protesten ging die SPD-Politikerin die Schülervertretungen hart an: Diese seien „ignorant, borniert und instrumentalisiert“. So nähmen die SchülerInnen nicht zur Kenntnis, daß die Klassen heute immer noch kleiner seien als 1980.

Der harte Sparkurs, zu dem das hochverschuldete Saarland gezwungen ist, hat in der Bildungspolitik nach Darstellung von Betroffenen zu einer rigorosen Rotstiftpolitik geführt: Im Sommer beklagte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in einem offenen Brief an Ministerpräsident Lafontaine eine „massive Verschlechterung“ des saarländischen Bildungswesens. Darin wies die GEW auf die systematische Erhöhung der Klassengrößen, die Kürzung der Stundentafeln und die Vergreisung der LehrerInnen-Kollegien hin. Bislang, so kritisierte der GEW-Vorsitzende Klaus Kessler in dem Schreiben, habe „die Landesregierung – insbesondere der Landesvater – noch nicht einmal Verhandlungsbereitschaft signalisiert“. Das einstige Wahlversprechen, keine Klasse dürfe mehr als 25 SchülerInnen zählen, ist in vielen Orten nur noch Makulatur.

Immerhin blieben die saarländischen PolitikerInnen bei den gestrigen Demos im Gegensatz zu den Grundschülerprotesten im Sommer von „schweren Ausschreitungen“ verschont. Damals war die entrüstete Bildungsministerin nach eigener Darstellung unter anderem mit Eiern, Tomaten und „einem Apfelgrutzen“ beworfen worden. Frank Thewes