Butros Ghali in Somalia

■ Umstrittener Besuch löst Kämpfe aus / Neuer Ausbruch des Bürgerkriegs droht

Berlin (AFP/wps/taz) – UNO- Generalsekretär Butros Ghali hat gestern die südsomalische Kleinstadt Baidoa besucht und damit Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden somalischen Gruppierungen ausgelöst. Anhänger von Milizenchef Farrah Aidid, die gegen die Visite demonstrierten, lieferten sich Kämpfe mit Somalis, die den Gast willkommen heißen wollten.

Butros Ghali hat sich mit seiner Somalia-Reise über einen Wunsch der US-Regierung hinweggesetzt, den Besuch abzusagen. Washington hatte gewalttätige Ausschreitungen befürchtet. Aidids Anhänger machen den UNO-Generalsekretär persönlich für die Jagd auf den Milizenchef verantwortlich und werfen ihm offene Unterstützung mit Aidid rivalisierender Gruppierungen vor.

Unterdessen mehren sich in verschiedenen Teilen des Landes Hinweise auf einen neuen Ausbruch des blutigen Bürgerkrieges. Aidids Hauptgegner in der Hauptstadt Mogadischu, Ali Mahdi, lehnte im Gespräch mit US-Diplomaten eine politische Lösung des Konflikts rundheraus ab, so lange sie nicht eine allgemeine Entwaffnung unter der Federführung der Vereinigten Staaten einschließe. Außerdem besteht er auch weiterhin auf der Festnahme seines Rivalen Aidid. Derzeit scheinen fast alle verfeindeten Fraktionen Somalias ihre Kräfte neu zu formieren. Der Waffenmarkt floriert nach Angaben eines UN-Mitarbeiters, in der Umgebung Mogadischus sind die mit schweren Waffen ausgerüsteten Kleinlastwagen wieder aufgetaucht, die nach der ausländischen Militärintervention zunächst verschwunden waren. Korrespondentenberichten zufolge werden jetzt auch im Landesinneren Waffen wieder hervorgeholt, die vor Landung der ersten US-Truppen im letzten Dezember vergraben worden waren. Mehrere Angriffe auf UNO-Soldaten in den letzten Wochen werden von Beobachtern nicht als Zeichen des Protests gegen die Präsenz der Vereinten Nationen gewertet, sondern als Hinweis auf die Angst der Milizen vor Entwaffnung. bg