Zwei Tote bei Explosion

■ Wohnhaus flog am Samstag in die Luft

Zwei Tote, ein Schwerverletzter – das ist die Bilanz einer gewaltigen Gasexplosion, die am Samstag nachmittag ein vierstöckiges Wohnhaus an der Johanna-Tesch- Straße in Niederschöneweide erschütterte. In Folge der Explosion in einem Mieterkeller wurde eine Ecke des Hauses förmlich weggesprengt. Die Fassadenwände der drei untersten Stockwerke wurden durch die entstandene Druckwelle nach außen gedrückt, als wären sie aus Pappe. Als erstes Unglücksopfer bargen Feuerwehrleute aus ihrer Wohnung im Hochparterre eine 82jährige Frau, die von einer herabgestürzten Decke erschlagen wurde. Im Mieterkeller gab ein 34jähriger Hausbewohner, der dort unter einem Berg von Betontrümmern lag, noch Lebenszeichen von sich. Schwerverletzt konnte er befreit werden. Dagegen war ein gleichaltriger Mann aus Wilmersdorf, auch er befand sich in dem Keller, sofort tot.

Der Polizei zufolge gab der überlebende Hausbewohner Horst-Peter R. an, er habe zusammen mit seinem Wilmersdorfer Bekannten im Keller Schweißarbeiten an einem Stahlschrank durchgeführt. Ob es durch diese Arbeiten wirklich zu der Explosion kam, konnten die Beamten des zuständigen Brandkommissariats aber auch im Laufe des gestrigen Sonntags noch nicht klären. Wie es beim polizeilichen Lagedienst hieß, waren Ermittlungen am Orte bisher nicht möglich, da der Keller einzustürzen drohe. Zunächst müßten Sicherungs- und Abstützungsmaßnahmen erfolgen.

Möglicherweise werkelten die Männer in dem Mieterkeller gar nicht an einem Stahlschrank, sondern hantierten mit hochexplosiver Munition. Entsprechende Hinweise gaben jedenfalls Anwohner. Daß ein undichtes Gasrohr zu dem Unglück geführt haben könnte, sei nach Aussagen der Feuerwehr und der Polizei auszuschließen, erklärt der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“, Michael Niestroj. Nach ersten Schätzungen der Treptower Bauaufsicht beläuft sich der Schaden an dem Haus auf mindestens eine halbe Million Mark. Bezirksbürgermeister Michael Brückner (SPD) bot den obdachlos gewordenen acht Mietparteien Notunterkünften in bezirklichen Seniorenheimen an. thok