Schwarze Sheriffs fürs Viertel?

■ Viertel-Kaufleute uneins: Mehr Unzufriedenheit oder mehr Angst vor Imageverlust?

Schwarze Sheriffs ins Viertel? Patrouillieren bald private Sicherheitsdienste rund um die Drogenszene am Sielwalleck? Was über die Jahre immer wieder als Idee aufgeflammt ist, das könnte schon bald Realität werden. Einige Kaufleute aus dem Ostertor und Steintor haben sich jetzt zusammengetan und bei einem privaten Sicherheitsunternehmen ein Angebot eingeholt. Das Ziel: Die Junkies sollen endlich vor den Ladentüren verschwinden und nicht mehr den Bürgersteig verstopfen. Doch glücklich ist die Kaufmannschaft mit der Idee noch nicht. Bei der letzten Sitzung ihrer Vereinigung, der „Interessengemeinschaft Ostertor“ (IGO) fand sich keine Mehrheit. Im Gegenteil: Die Spitze der IGO steht den Sheriffs höchst skeptisch gegenüber. Vorsitzender Norbert Caesar: „Das ist das falsche Signal. Das kann zu einem Imageschaden fürs Viertel werden.“ Noch haben die Initiatoren nicht entschieden, ob sie ihre Idee realisieren wollen. Die Stimmung sei aber reif dafür, so Carsten Frenz vom Brillengeschäft Kopp: „Die Stimmung bei vielen Ladenbesitzern hat sich verändert.“

„Verdrängung des Drogenmilieus aus dem Kernbereich in Randbereiche“, steht als „Konzept“ im Angebot der Bremer „Intern — Detektei und Sicherheits-GmbH“. Und daneben: „Herstellung geordneter Verhältnisse durch Präsenz“, ein Rufdienst für die beteiligten Geschäfte und das Versprechen, der Sicherheitsdienst würde bei kriminellen Aktivitäten eingreifen. In der billigsten Variante würde der Dienst 370 Mark pro Monat für jedes beteiligte Geschäft kosten. Dann aber würde nur der Ostertorsteinweg bis zur Blumenstraße überwacht, und insgesamt müßten sich 40 Geschäfte beteiligen. „Eher unwahrscheinlich“, findet Norbert Caesar. Wahrscheinlicher wären schon Preise um 700 Mark. Und die kann sich kaum ein Laden leisten.

Ob sie eher zu den Befürwortern oder zu den Kritikern der Idee gehören, unter den Geschäftsleuten hat sich mittlerweile eine explosive Stimmung breitgenmacht. „Das Elend ist entsetzlich, aber es wird vor allem geredet, geredet, geredet“, ärgert sich Carsten Frenz. Die Kaufleute fühlen sich trotz der gesteigerten Polizeipräsenz mit dem Drogenproblem alleingelassen. Norbert Caesar: „Bis auf den Innensenator hat keum jemand was getan.“ Und das ist den Kaufleuten durch die Bank zu wenig. Frenz: „Wenn die Polizei präsenter wäre, könnten wir alle zufriedener sein.“

Doch das ist kaum zu erwarten. Schon jetzt ist die Besetzung der zuständigen Reviere wesentlich besser als die personelle Ausstattung anderer Polizeistationen, sagt Merve Pagenhardt, Sprecherin des Innensenators. Mehr könne die Polizei nicht leisten, nun müsse die Szene ihre Anlaufpunkte verlieren, dazu gehöre auch die Drobs. Merve Pagenhardt: „Die Drobs muß einen anderen Standort finden, solche Treffpunkte erschweren die polizeiliche Arbeit.“ Von schwarzen Sheriffs will man im Innenressort aber nichts wissen. „Wenn es zum Konflikt kommt, verdoppelt das nur die Arbeit der Polizei“, so die Sprecherin.

„Die Drogenberatungsstelle muß in der Nähe der Szene bleiben“, beharrt Andrea Frenzel- Heiduk, Sprecherin der Sozialsenatorin trotz des Vorstoßes des Innenressorts, „und das Angebot muß niedrigschwellig sein.“ Das Sozialressort verstehe den Unmut der Anwohner, aber andere Standorte seien nicht zu finden. Sheriffs seien keine Lösung, außerdem: „Das Gewaltmonopol liegt beim Staat.“ J.G.