Hartnäckige Eltern

■ Die Schulbehörde gibt einen Ratgeber für Eltern heraus, um sie für die Mitbestimmung in der Klasse zu motivieren

Was tun, wenn der Lehrer die Klasse nicht im Griff hat? Wenn es Spannungen gibt und die Eltern das Gefühl haben, daß die Kinder nichts lernen? Wenn der Lehrer die Eltern im beim Elternabend „einlullt“, das Unbehagen der Erziehungsberechtigten aber bleibt? Dies sind Beispiele für klassische Konflikte, wie sie im heutigen Schulalltag vorkommen. In Hamburg gibt es derzeit 6.900 Schulklassen, die zweimal jährlich einen Elternabend abhalten. Ein großes Potential an Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern, so Landesschulrat Peter Daschner. Aber auch Potential für Langeweile, wenn die Zusammenkünfte nicht richtig genutzt werden.

Die Hamburger Schulbehörde stellte gestern einen Elternratgeber vor, in dem vom ABC des Verwaltungsrechts bis hin zu Tips für die Gestaltung eines Elternabends fast alles enthalten ist, was Eltern zur Mitarbeit motivieren könnte. Schule sei keine Veranstaltung, die von Bürokraten und Lehrern allein gestaltet würde, erklärte Daschner gestern, elterliches Engagement sei erwünscht.

Der Ratgeber wurde zunächst in einer Auflage von 10.000 Stück gedruckt und soll an alle Elternvertreter verteilt werden. Er entstand auf Anregung einer Elterngruppe, die sich im Rahmen ihres Bildungsurlaubs mit Mitbestimmung befaßten. „Eltern haben gelernt, viel hartnäckiger zu sein“, erklärte die Mitautorin Barbara Beutner, ihres Zeichens Vorsitzende der ARGE, der Arbeitsgemeinschaft der Elternräte von Gesamtschulen. Doch Helga Stöver, Vertreterin der Elternkammer, kritisierte, daß ihre Organisation zu wenig einbezogen worden sei. Sie hätte gern politische Stellungnahmen zur Integration Behinderter und zur Drogenpolitik abgegeben.

Ein Ansinnen, das den Charakter eines Ratgebers wohl verkennt, gleichzeitig aber deutlich macht, daß es „die Elternschaft“ als einheitlichen Block nicht gibt. Die Schulbehörde als Herausgeberin des Hefts gelobte denn auch, die Elternkammer bei der geplanten zweiten Auflage noch stärker einzubeziehen und weitere Anregungen anzunehmen. So fehlt zum Beipiel der Hinweis, daß Eltern gegen die Zensuren ihrer Kinder Widerspruch einlegen können. kaj