Stromproduzenten wieder vereint

■ Bewag (West) fusioniert aktienrechtlich mit Ebag (Ost) / Personalabbau geplant

Als „historischen Augenblick“ auf dem Wege zu einer einheitlichen Stromversorgung Berlins hat gestern Bewag-Vorstandsmitglied Leonhard Müller den am Montag gefaßten Beschluß des Aufsichtsrats bezeichnet, wonach die Westberliner Bewag mit der Ostberliner Ebag rückwirkend zum 1. Juli fusioniert. Die mehr als 40jährige Teilung des städtischen Traditionsunternehmens Bewag werde mit der aktienrechtlichen Verschmelzung beendet. 1948 hatte die Bewag die Verfügungsgewalt über das in den Ostteilen der Stadt liegende Vermögen – Kraftwerksanlagen und Kabelnetze – als Folge der Teilung Berlins verloren. 1952 seien auch die Netze getrennt worden. Die Bewag sei also auch technisch gespalten gewesen.

Ganz ist die Spaltung auch jetzt noch nicht aufgehoben. Wegen des fortbestehenden West-Ost-Lohngefälles zwischen den Beschäftigten von Bewag und Ebag bleiben die beiden Energieversorger vorerst bestehen. Erst wenn die Löhne angeglichen sind, soll aus den beiden Unternehmen ein Strombetrieb werden. Dies werde voraussichtlich in drei bis fünf Jahren der Fall sein, sagte Vorstand Michael Pagels.

Wie es gestern hieß, liegt die Produktivität des Ostablegers heute noch um rund 30 Prozent unter der des Westunternehmens. Ursächlich seien der geringere Umsatz im Verhältnis zur Beschäftigtenzahl, der technisch überholte Standard der Kraftwerke, die sanierungsbedürftigen Umspannwerke und Stromkabel. Um die Energiekosten zu senken, planen beide Unternehmen einen „sozialverträglichen“ Personalabbau von jeweils 20 Prozent der Belegschaft. Dazu soll die Ebag von den für ein Energieversorgungsunternehmen untypischen Bereichen entspeckt werden – betriebseigenen Friseuren zum Beispiel.

Nach den Worten von Vorstandsmitglied Müller denkt die Bewag indes erst „mittelfristig an eine Preissenkung für Strom und Fernwärme“. Erst mit dem westeuropäischen Stromverbund sei an einen niedrigeren Berliner Einheitstarif zu denken. thok