■ Soundcheck
: Patricia Kaas / Midnight Oil / Urge Overkill

Gehört: Patricia Kaas. Trete ins Licht wie ein verrücktes Insekt „Entrer dans la lumière“ – die große Dame des modernen französischen Chansons, Patricia Kaas, verstand es, gefühl- und effektvoll diesem Motto aus einem Song ihrer neuen CD zu entsprechen. Doch auch Dienstag abend wahrte die 26jährige Distanz zu ihren Fans im CCH und kam dennoch näher als vor zwei Jahren. Vielleicht wegen Patricias neuer Songs, denn diesmal präsentierte sie auch Soul und Rock 'n' Roll, wie James Browns „It's a man's world“ oder „Out of the rain“ von Tony Joe White. Patricia Kaas' – die manchmal tatsächlich an ihr Vorbild Marlene Dietrich erinnert – verzaubert eben alles mit ihrer Stimme. „Pour être femme“, haucht die erfolgreiche kleine Französin, „on peu bien briser son Ûme plusieurs fois“ - um Frau zu sein, kann man gut und gern seine Seele mehr als einmal zerschlagen, singt es und produziert dabei noch überzeugende Musik. Wer den Engel noch einmal schweben sehen will, am 13.3.94 findet ein Zusatzkonzert statt.

Simone Ohliger

Gehört: Midnight Oil. Am Dienstag abend tobte über neunzig Minuten ein riesiger glatzköpfiger Derwisch über die Bühne der Alsterdorfer Sporthalle, der es verstand, innerhalb von Sekunden den Konzertsaal in einen Hexenkessel zu verwandeln: Peter Garrett ist Sänger von Midnight Oil, der Band vom anderen Ende der Welt. Wie keine andere Gruppe schaffen die Australier es, ihre Message von der miesen Welt ins Publikum zu tragen, ohne daß es kopfschüttelnd das Weite sucht. Schon das erste Stück brachte das Volk in Bewegung. Dead Heart, einer der älteren Songs wurde ebenso begeistert angenommen wie die Lieder der letzten LP Earth and Sun and Moon. Zwischendurch gab Garrett noch ein paar Statements ab, wie es sich für ein Weltvorstandsmitglied von Greenpeace gehört. Olympia 2000 in Sydney? Nein, danke! Ökologische Schulung zu tanzbarer Musik – das Publikum fand es gut.nnnnnnnnnnnnnpb

Gehört: Urge Overkill. Wer kreischt, macht das in der Regel aus guten Gründen. Wer bewundert, klettert gerade auf eine höhere Stufe seiner Existenz. Wer dazu auch noch liebt und damit Hingabe in Beschleunigung erlebt, der stand am Dienstag Abend im Konzert von Urge Overkill, brabbelnd oder Bemerkungen lassend wie: „Oh, ich glaube, wenn ich das hier sehe, dann sollten wir wieder mal ganz schnell neue Worte finden. Solche, die unsere derzeitigen Hoffnungen beschreiben: Können wir uns VERGEGENLIEBEN?“ So, wie die große Aufgabe beim Warten souverän winkt und lächelt, beziehungsweise beim Bewältigen ihre Schwester und ihren Bruder vorstellt, so verdeutlichte der Auftritt der Edel-Rocker aus Chicago, daß keiner je allein, sondern immer mindestens zu dritt souverän dorthin stürmt, wo es etwas zum vergegenlieben gibt. Schönes Lernen.

Kristof Schreuf

Außerdem: Er ist ein Inbegriff weißer amerikanischer Musik und kommt doch aus der Stadt, in der schon so mancher Ami sein Herz verloren hat: Jackson Browne wurde 1948 in Heidelberg geboren. 1951 verließ er Deutschland jedoch schon mit seinen Eltern und ging nach Los Angeles, um „Running On Empty“ zu erfinden. Heute ist die smarte Legende um 20.00 Uhr in der Musikhalle zu sehen.