■ Der populäre Konzertführer
: Ein Cello, Zappas und Folklore

DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER

Ein Cello, Zappas und Folklore

Es gibt wohl kaum ein Instrument, auf dem noch nicht Jazz gespielt wurde. Aber während Dudelsäcke, Kirchenorgeln und Bratschen nur einige kuriose und musikalisch wenig ergiebige Gastauftritte im Reich der Blue Notes hatten, entwickelte sich das Cello in den letzten Jahren zu einem immer öfter gehörten Soloinstrument der improvisierten Musik. Neben Hank Roberts ist Muneer Abdul Fataah einer der renomiertesten Cellisten des modernen Jazz. In seiner Band The Configuration Series spielt der New Yorker mit einem Trompeter, einem Schlagzeuger und zwei Saxophonisten eine Musik, mit der er „die Vielschichtigkeit und den Facettenreichtum unserer heutigen modernen Gesellschaft widerzuspiegeln versucht.“ Heute abend um 20 Uhr kann im KITO ein heutiges modernes Publikum an diesen Versuchen teilhaben.

„Musik, die die deutsche Sehnsucht nach düsterer Romantik und schreiend grellem Expressionismus gepaart mit knallharten Funk-Grooves zum Ausdruck bringt“ — Na das ist doch schon mal was. Und welche deutsche Gruppe verspricht uns in ihrem Kurzinfo solch einen kulturellen Rundumschlag? Wen nannte der Kollege vom Weserkurier nach einem Auftritt im KITO keck „vier geniale Zappas vom Rhein“ ? Die Franck Band aus Köln wird heute abend um 21 Uhr im New Tips in der Buchtstraße zeigen, was von diesen Lobeshymnen zu halten ist.

Alle Jahre wieder: Klaus Doldinger war gerade da, jetzt wird es doch langsam Zeit für — da kommt sie auch schon: auf Barbara Thompson kann man sich verlassen. Die wackere Saxophonistin ist eine feste Institution im Bremer Konzertbetrieb geworden, und weil sie so viele treue StammhörerInnen hat, spielt sie mit ihrer Band Paraphernalia am Samstag (30.10.) gleich zweimal nacheinander in der Schauburg. Um 19.30 und 23.00 Uhr wird es bei „the first Lady of Rockjazz“ sehr familiär zugehen. Denn neben Ehemann Jon Hisemann (Schlagzeug) wird auch dessen Tochter Anne Gracey Hiseman als Gastmusikerin dabei sein. Ob sie ein Instrument spielen kann, und welches dies wohl sein könnte, ist dem Pressetext nicht zu entnehmen.

Die Bewegung der „Neuen Folkmusik“, in der die alten, in Klischess erstarrten Volksmusiken durch moderne Instrumentierungen und Spielweisen aufgepeppt werden, hat auch Sizilien erreicht. Die Gruppe Agricantus aus Palermo spielt neue Folkmusik aus Süditalien als Mischung von mediterraner Musikkultur mit avantgardistischen Improvisationen. Auf einer Rootsnight am Dienstag (2.11.) um 20.30 Uhr in der Kesselhalle des Schlachthofs werden dazu neben Flöten, Tamburinen und Mandolinen auch E—Bass und Drum—Computer zu hören sein.

Willy Taub