Zuwenig dreckige Wäsche gewaschen

■ Allerhand Schwund und Schwindel nach der Wäscherei-Privatisierung in St.-Jürgen-Klinik

Das Krankenhaus St.-Jürgen- Straße kann es einfach nicht lassen, schmutzige Wäsche zu waschen. Fast wäre es damit ein für alle mal vorbei gewesen, denn am 1. Oktober hat die klinikeigene Wäscherei ihre Pforten geschlossen. Runde fünf bis sechs Tonnen dreckiger Krankenhaus-Wäsche täglich werden seitdem bei der Firma Oelkers in der Duckwitzstraße gesäubert. Doch dann entstand in der St.-Jürgen-Straße plötzlich „ein Problem, das sich gewaschen hat“, so der Titel des Personalrats-Infos „Heißer Draht“.

Denn seit der Wäschereiprivatisierung fehlt plötzlich, so haben die Personalräte festgestellt, allerorten die frische Bettwäsche. „Es mußten bereits die ersten Operationen mangels Wäsche abgesagt werden“, meldete Personalrats-Chefin Irmgard Danne.

Andere Stationen hatten offenbar besser vorgesorgt und (saubere) Wäsche in Schränken und Spinden versteckt. So waren bei der Inneren Medizin drei randvoll mit Laken und Bezügen gefüllte Container entdeckt worden. Kurzfristig konnte damit der Wäschemangel mancher benachbarter Station überbrückt werden. „Wo sind aber die Wäschemengen geblieben, die nun auf einmal fehlen?“, fragt das Personalrats-Info, „sollte der Postraub zu einem Wäscheraub auf Bremens Straßen geworden sein?“

Alles Quatsch, antwortet Volkart Bröning, stellvertretender St.-Jürgen-Verwaltungsleiter und zuständiger Abteilungsleiter für dreckige Wäsche. „Übliche Anfangsschwierigkeiten“ steckten hinter den akuten Problemen in der Wäscheversorgung, die sich im übrigen „in den letzten Tagen stabilisiert habe“. Trotz Privatisierung und Auslagerung der Wäscherei habe man zunächst versucht, mit der im Umlauf befindlichen Wäschemenge auszukommen. Doch da habe man nicht das offenbar weitverbreitete Sicherheitsdenken einkalkuliert. „Überall wird Wäsche gehortet“, weiß Bröning, kein Wunder, daß dann insgesamt zu wenig im Umlauf sei.

Und auch die Betriebsleiterin der Oelkers-Wäscherei, Marnig, hat eine ganz einfache Erklärung für den wundersamen Wäscheschwund im Zentralkrankenhaus. „Wenn Sie Ihren Arbeitsplatz verlieren würden, wären Sie dann glücklich“, fragt sie. Es sei eben ein „ganz normales menschliches Problem“, daß die versetzten ehemaligen St.-Jürgen-Wäscherei-Mitarbeiter jetzt kein gutes Haar am neuen Verfahren lassen würden. Tatsächlich sei der Wäschemangel gerade Ergebnis der besonders guten Arbeit im Privatbetrieb Oelkers: „Wir sortieren die kaputte Wäsche viel gründlicher aus, als es früher passiert ist“, meint Marnig, „neue Köche kochen eben besser“.

So ein ganz echtes Problem war der Wäschemangel allerdings wohl überhaupt nicht, eher ein Anlaß zum Waschen dreckiger Wäsche zwischen Personalrat und Direktion. Aber damit hat die St.-Jürgen-Straße ja in jeder Beziehung genug Erfahrung. Also war vorgesorgt: Im Bunker der alten Frauenklinik lagert tonnenweise Nachschub, und der wurde jetzt in Verkehr gebracht. Ase