Blut-Plasma-Skandal weitet sich aus

■ Weitere HIV-infizierte Präparate auch in Hamburg? / Zwei Kliniken durchsucht

Erneute Funde von HIV-infizierten Blutplasma-Präparaten? In der vergangenen Nacht wurden das Hamburger Marien- und das Albertinenkrankenhaus von der Koblenzer Staatsanwaltschaft darüber informiert, daß einer ihrer Plasmalieferanten im Verdacht steht, HIV-infizierte Präparate vertrieben zu haben. Dabei soll es sich um Präparate aus dem Jahr 1993 drehen. Bei der ersten Durchsuchung der Hamburger Kliniken stellte sich heraus, daß dort keine '93er Produkte dieser Firma verwendet worden sind.

Der Hersteller der Plasmaprodukte ist „UB-Plasma“ in Koblenz. Dort ließ in der vorigen Nacht die Staatsanwaltschaft das Pharma-Unternehmen – es hat an bundesweit 54 Kliniken geliefert – von der Polizei überprüfen. Die Firma wurde nach der Durchsuchung gestern vorläufig geschlossen – ein Hinweis darauf, daß stichhaltige Belege vorhanden zu sein scheinen. Der Vorwurf: „UB-Plasma“ habe die Plasma-Präparate nicht gründlich genug auf HIV untersucht.

Die betroffenen Krankenhäuser wurden über die mögliche Gefahr informiert und aufgefordert, die 93er Präparate sofort aus dem Verkehr zu ziehen. Die letzten Lieferungen an die Hamburger Krankenhäuser sind jedoch aus den Jahren 1989 und '91 datiert. Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. „Wir müssen jetzt schnell klären, ob der HIV-Verdacht auch für die Präparate aus den Jahren nach 1991 gilt“, so Jochen Breetz, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Dazu sei man aber auf genaue Informationen aus Koblenz angewiesen.

Sollte sich der Verdacht auch auf ältere Plasma-Produkte ausweiten, so Breetz, wolle man sich so schnell wie möglich mit den betroffenen PatientInnen in Verbindung setzen. Bei einer der Hamburger Kliniken sei es relativ unproblematisch, die Fälle zurückzuverfolgen, bei der anderen werde man vermutlich „zigtausend Akten durchstöbern müssen“. Die Gesundheitsbehörde hofft, daß in wenigen Tagen klare Informationen vorliegen.

Sannah Koch