■ Das Portrait
: Thomas Thimme

Advent. Ein Mann ist angekommen. Wenn am 28. November in Berlin der Fernsehsender „I A Brandenburg“ startet, ist Thomas Thimme, der wendigste Wendehals der alternativen Medienszene, mal wieder einen Schritt weiter auf der Karriereleiter. Thimme, einst Chef des linksradikalen Berliner Radio 100, wird Geschäftsführer für Finanzen bei dem neuen regionalen Vollprogramm. Hauptgesellschafter von I A Brandenburg (Spottname: „Esel- TV“) sind Time-Warner, der größte Medienkonzern der Welt, sowie der US-Baukonzern CEDC und der Finanzmakler und Milliardär George Soros.

Dudelfunker Foto: Dietmar Gust/Zenit

Thomas Thimme hat einen beispiellosen Marsch durch die Institutionen hingelegt: Mitte der 80er Jahre warnte er als Medienreferent der Bonner Grünen vor dem „Kommerz-Alptraum“. Als Herausgeber des Blattes Chips und Kabel machte er Politik gegen die Verkabelung. Nachdem er den Alternativsender Radio 100 unter Aussperrung der schlechtbezahlten Mitarbeiter eiskalt in den Konkurs geführt hatte, mutierte Thimme Anfang 1992 zum Dudelfunker. Auf der ehemaligen Radio-100- Frequenz etablierte er den Kommerzsender Radio Energy und sonderte dabei markige Sprüche ab: „Radio ist keine Bürgerinitiative“ oder „Quatschen kann man nachts“. Die Musikabspielstation Energy ist die Berliner Filiale des französischen Radiokonzerns NRJ, der in Europa weit mehr als 100 Lokalsender besitzt. Versteht sich von selbst, daß Thimme Minderheitenprogramme, die die Medienanstalt bei Energy zur Auflage gemacht hatte, schnell aus dem Äther kippte. Lesben, Schwule und Ausländer, die Mitstreiter von einst, mußten gehen.

Heute ist Thimme ganz nach rechts gerückt. Nur noch ein Reihe von Prozessen wegen nicht gezahlter Sozialleistungen erinnern ihn noch unsanft an die alten Zeiten. Den neuen Fernseh-Kanal wird er als lokalpatriotischen „Heimatsender“ im Markt positionieren. Ein Konzept, mit dem der I-A- Brandenburg-Gründer Ulrich Schamoni schon einmal Erfolg hatte. Radio Hundert,6, seine mit Unterstützung der Baubranche aufgezogene CDU-Schunkelwelle, verstand sich als Medium, daß „der schweigenden Mehrheit sagt, daß sie die Mehrheit ist“. Hans-Hermann Kotte