Andreas Papandreou will die Sanktionen gegen Serbien aufheben

Pünktlich zum EG-Gipfel hat Andreas Papandreou eine Forderung gestellt, die für helle Aufregung sorgen dürfte. „Serbien“, so behauptete Griechenlands neugewählter Premierminister, der ab Januar sechs Monate lang Ratsvorsitzender der Gemeinschaft sein wird, „hat eine Richtung eingeschlagen, die auf Frieden zielt“. Dieses Verhalten rechtfertige eine Aufhebung der Sanktionen gegen Belgrad.

Bereits in seiner Regierungserklärung hatte der am 10. Oktober gewählte Papandreou angekündigt, daß das „einzige EG-Land auf dem Balkan“ eine „führende und besondere Rolle“ bei der Friedenssicherung der Region anstrebe. Der Los Angeles Times verriet er, daß diese Absicht eine seiner Prioritäten als Ratsvorsitzender sein werde.

Auch der Streit um Makedonien, das von allen EG-Ländern außer Griechenland anerkannt wurde, könnte erneut Thema werden. Papandreou hatte als ersten außenpolitischen Schritt die UNO-Verhandlungen mit dem kleinen Nachbarland abgesagt. Inzwischen verschärfte er die Situation weiter, indem er die Grenze für Autos mit makedonischen Kennzeichen sperrte. Unter keinen Umständen, so Papandreou, werde er einen Staatsnamen „Makedonien“ akzeptieren.

Noch schwieriger gestalten sich Griechenlands Beziehungen zu Albanien. Nachdem Athen am Dienstag seinen Botschafter aus Tirana und seinen Generalkonsul aus Südalbanien abgezogen hatte, wies es bis gestern auch noch 2.000 AlbanerInnen aus (unser Foto von der Grenzstation Kakavia). Offizielle Begründung: Die 68jährige griechischstämmige Albanerin Stamato Thanassi sei von der albanischen Polizei zu Tode geprügelt worden. „Alles Lüge“, versichert ein Sprecher der albanischen Regierung. Die Frau sei eines gewöhnlichen Todes zu Hause gestorben. Tirana präsentierte eine Gegenrechnung: Griechenland habe Anfang Oktober zwei albanische Leichen ausgeliefert. Eine sei enthauptet worden, die andere habe schwere Kopfverletzungen aufgewiesen.

Hintergrund ist der Streit um die GriechInnen in Albanien. Schon ihre Zahl ist unklar. Athen spricht von 400.000, Tirana von 57.000 Griechisch-Orthodoxen. Griechenland spricht von „brutaler Unterdrückung“ dieser Minderheit, Albanien will ihr kulturelle Autonomie zuerkannt haben. Tirana befürchtet griechische Gebietsansprüche, Griechenland „großalbanische Ambitionen“. Wie Papandreou mit derartig vielen Feinden auf dem Balkan zum Friedensengel der Region werden will, ist sein Geheimnis. dora

Foto: C. Jungeblodt/Third Eye