■ Soundcheck
: Jackson Browne / Roy Ayers

Gehört: Jackson Browne. Seine alten Fans kamen in die Musikhalle, um den Geist der 70er zu finden. Und so war denn auch nur vereinzeltes Fußwippen zu sehen, als Jackson Browne den Abend mit dem jüngeren Titel „Doctor my Eyes“ eröffnete. Auch die folgenden drei Songs vom neuen Album „I'm Alive“ließen das Publikum immer noch nicht so richtig aufleben – den Künstler allerdings auch nicht. Vielleicht weil die Band – von der nur Scott Thurston (Keyboards & Guitar) zur „Familie“ gehörte - zwar einen guten Sound fabrizierte, den introvertierten Singer/Songwriter aber nicht mitzureißen vermochte. Erst nachdem Jackson Browne am Klavier „Late for the Sky“ anstimmte, bahnte sich eine Verbindung zwischen ihm und dem Publikum an: Leider einer der viel zu raren magischen Momente des Abends. Im Verlauf des anderthalbstündigen Konzerts setzte Browne sein Konzept fort, welches hieß: mehr neue als alte Songs zu spielen. Sicher verständlich, doch leider erreichen seine neueren Kompositionen selten die gleiche Intensität. So hatte man das Gefühl, daß sich das Publikum eher einlullen als mitreißen ließ. Doch dies war bei einem Jackson Browne, der sich erst bei den letzten beiden Songs „Pretender“ und „Running on Empty“ richtig warmgespielt hatte, nicht weiter verwunderlich. Ein trotzdem zufriedenes Publikum klatschte ihn denn auch für vier Zugaben auf die Bühne. Nach dem Konzert konnte Jackson Browne eine Goldene Schallplatte für sein Live-Album „Running on Empty“ einstecken. Vielleicht ein Fingerzeig, was sein Publikum hören möchte: inspirierten West-Coast-Rock, für den der Name Jackson Browne steht. CAK / Foto: JMS

Heute abend: Roy Ayers. Roy Ayers war bereits zu einer Fußnote in der schnellebigen Musikgeschichte verkommen. Die innovative Zeit des Vibraphonisten mit seinem – etwa auf „Mystic Voyage“ – in Pop und Jazz verwandelten Funk liegt knapp 20 Jahre zurück. Mit den 80ern war die Magie der Anfangsjahre verflogen, Ayers langweilte in seiner ihm eigenen Verbohrtheit oder Selbstverliebtheit mit Synthi-Wogen und überproduzierten Belanglosigkeiten. Gleichzeitig aber rehabilitierte Hip-Hop den inzwischen 53-jährigen, dessen Sounds – neben denen von James Brown – zu den am meisten gesampleten zählen. Eine Gelegenheit also nicht nur für ergraute Traditionalisten, sondern auch für Hip-Hopper mit Vergangenheit, ein Original zu sehen, das seine Konzerte nicht seelenlos abspult, sondern wie ein Zauberer der alten Schule zelebriert. Volker Marquardt

Kampnagel, 22.30 Uhr