Ungute Entwicklung

■ betr.: Scharze Sheriffs für's Viertel?, taz vom 26.10.

Schwarze Sheriffs also jetzt auch im „Viertel“? Dies wäre die logische Konsequenz der bisherigen Entwicklung: Die Viertelbewohner igeln sich immer mehr ein. Zäune, Stacheldraht, zunehmende Angst, Geschäftsaufgaben, Wegzüge, Abholzung des Rembertikreisels und nun noch die Debatte um Schwarze Sheriffs. Passivreaktionen auf die Untätigkeit der Behörden gegenüber einer überhandnehmenden Entwicklung. Sind die eigentlich total unfähig in ihren Amtsstuben? Sehen die eigentlich nicht, was hier mit einem einstmal blühenden Viertel geschieht? Warten die darauf, daß sie von ihren wohldotierten Pfründen durch die Schreier wohlfeiler Parolen weggefegt werden? Für jeden, der nicht gerade ideologisch borniert durch das Viertel geht, ist offenkundig, daß hier ungute Entwicklungen Raum gegriffen haben. Die Rede von Verslumung geht um. Der Interessierte weiß mittlerweile, daß dies zustandekommt, weil einer unseligen Konzentration Süchtiger nichts entgegengesetzt wird. Die Rede von der Dezentralisierung bezieht sich ausschließlich auf die nicht Verelendeten. Die eigentlich problematische Gruppe, die ca. 200-300 Verelendeten, lähmt die Behörte, denn für die Drobs, einem der Brennpunkte, „...seien andere Standorte nicht zu finden“. Einfach so. Ist halt so. Pech. Armes Deutschland. Starren des Kaninchens auf die Schlange. Erstaunlicherweise Herr van Nispen von der FDP zeigt, daß es auch anders geht.

Natürlich ist das Finden kein Problem, das Problem sind die potentiellen Wähler, die man mit einer solchen Einrichtung in ihrem Stadtteil verschrecken könnte. In der Bauernstr. ist die Drobs ja bereits seit 10 Jahren, eh keine SPD-Hochburg, die Leute sind da zwar zu bedauern — man ist ja kein Unmesch — aber inzwischen dürften die ja wohl resistent gegen derlei Unbill sein. Ansonsten: Dementieren, in Deckung gehen, an runden Tischen den Leuten die Ohren vollquatschen, nichts tun, aussitzen. Denn alles, was man sinnvollerweise tun müßte, würde logischerweise mit den Interessenten der anderen Stadtteile kollidieren, und das hieße Verlust von Wählerstimmen. Opportunismus als politische Stategie. Ob das diesmal noch klappt??? Wie sagte Frau Gaertner noch vor nicht mal einem Jahr? Jeder Stadtteil muß seinen Teil tragen bei der Betreuung der süchtigen, denn: sie kommen ja von überallher. Heute ist sie nicht mal mehr in der Lage, eine Immobilie zu finden. Arme SPD......

Bodo Bilinski