GEW stark im Apparat

■ Mitglieder bleiben aus - Lehrergewerkschaft leistet sich „Org. Referent“

Bei der GEW ist es so wie überall: Die Finanzmittel gehen zurück, die Aufgaben und Kosten müssen durchforstet werden. Während aber sonst in aller Regel Stellen gekürzt und reduziert werden, hat die GEW-Vertreterversammlung in dieser Woche neue Stellen geschaffen: Die Lehrergewerkschaft will sich in Zukunft einen Org.Referenten für Nicht-Lehrer und ein Rechtsreferenten leisten.

Die Entscheidung fiel denkbar knapp mit einer relativen Mehrheit von nur drei Stimmen aus. Denn die Finanzlage der GEW wird auch weiterhin knapp sein: Erstens hat die Ausweitung der GEW in den neuen Ländern die Finanzverteilung verschoben, zweitens kommen wg. Einstellungsstop keine neuen LehrerInnen hinzu, also auch keine neuen GEW-MitgliederInnen. Allein im Etatjahr 1993 werden die Einnahmen aus Beiträgen um 35.000 Mark geringer sein als im Haushaltsplan noch angenommen. Das bedeutet: Die Finanzlage dürfte prekär bleiben. Neu geschaffen wurden aber unbefristete Stellen.

Ein zweites Gegenargument auf der Delegierten-Versammlung: Ausgerechnet diese Stellen sind für die Arbeit des GEW-Apparates nicht überlebensnotwendig. Denn wenn jemand um Rechtsschutz bei der GEW nachsucht, kann er schlicht zu einem Anwalt geschickt werden. Es widerspricht geradezu jeder sparsamen Haushaltsführung, dafür eine feste Stelle einzurichten, deren Auslastung völlig ungewiß ist.

Und wenn die Geschäftsführerin die Arbeit nicht mehr allein schaffen sollte, könnte ihr eher durch teilfinanzierte ehrenamtliche Kräfte geholfen werden als durch eine „unbefristete“ feste Stelle. Die Bedenken halfen nichts, die Mehrheit der Delegierten wollte einen starken Apparat. Und da die unbefristet eingestellten Mitarbeiter (die Kandidaten stehen schon fest, eine Stellen-Ausschreibung soll es nicht geben) gegenüber den gewählten (ehrenamtlichen) Vorstandsmitgliedern und SprecherInnen immer im Vorteil sind und die Richtlinien der Politik hinter dem Rücken durchsetzen, wird damit die GEW-Politik auf lange Jahre festgeklopft.

Nicht ganz konsequent war deshalb die Gewerkschaft, man hätte das für den Apparat ausgegebene Geld doch wenigstens teilweise beim Vorstand einsparen können. Denn ist die Linie im Apparat - das wissen die Strategen saus ihren früheren Erfahrungen - einmal einbetoniert, können Wahlen doch nicht mehr viel an der Politik ändern. Wenigstens die Kosten für die regelmäßige Wiederwahl des Vorstands hätte man sparen können, findet Rosi Roland