VW: 28-Stunden-Woche und weniger Lohn

■ Ab 1994 Vier-Tage-Woche mit 28,8 Stunden / Zwickel: 1,4 Prozent weniger Lohn für jede Stunde weniger Arbeit

Wolfsburg Der Vorstand der Volkswagen AG will bereits im nächsten Jahr die Vier-Tage- Woche mit einer Wochenarbeitszeit von 28,8 Stunden einführen. VW-Personalvorstand Peter Hartz erläuterte, damit sollten Massenentlassungen vermieden werden. Die Pläne des Vorstands laufen auch auf eine entsprechende Kürzung des Bruttolohns hinaus. Bisher werden bei VW 36 Stunden in der Woche gearbeitet.

Hartz und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Volkert kündigten Verhandlungen über das Vorstandskonzept für die kommende Woche an. „Denkbar sind individuelle Arbeitszeiten, aber am Ende sollen immer 28,8 Stunden pro Woche herauskommen“, sagte Hartz. Nach seinen Worten will VW von 1994 an echte 20 Prozent an Personalkosten einsparen. Bisher sei das Konzept nur für die Marke VW entworfen worden. Es solle im Prinzip auch auf die Konzerntöchter übertragen werden.

Zur Umsetzung der Vier-Tage-Woche bei VW hat der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Klaus Zwickel, zunächst die vorgezogene Einführung der 35-Stunden-Woche vorgeschlagen. Die IG Metall sei bereit, bei den auszuhandelnden Lohnerhöhungen für die um eine Stunde reduzierte Arbeitszeit auf eine Anhebung von 1,4 Prozentpunkten zu verzichten. Ziel bei den Verhandlungen sei es, „möglichst ohne Lohnverzicht herauszukommen“, sagte Zwickel.

Volkswagen hat nach Berechnungen des Vorstands in den Jahren 1994 und 1995 nur noch für rund 70.000 von derzeit noch 108.000 Stellen Beschäftigung. Nach Angaben von Hartz sind die einzige Alternative zu den Vorschlägen des Vorstands Massenentlassungen und Sozialpläne. „Dann wird es für VW sehr teuer“, sagte er. Nach seinen Angaben ist der ermittelte Personalüberhang eine Folge der pessimistischen Absatzerwartungen des Unternehmens und der geplanten Steigerung der Produktivität an den sechs westdeutschen VW- Werken. Streitpunkte werden nach den Worten von Volkert unter anderem die Berechnungen des Unternehmens über den Personalbedarf und die beabsichtigten Lohnkürzungen sein. Volkert will sichergestellt sehen, daß sich die Maßnahmen nicht nur auf die Fertigung beziehen.

Außerdem will VW arbeitsfreie Blockzeiten anbieten, in denen die Beschäftigen an Qualifizierungsprogrammen teilnehmen können. Zwickel schlug vor, die durch die vermiedenen Entlassungen entstehenden Einsparungen der Bundesanstalt für Arbeit dafür einzusetzen. Zusätzlich könne älteren Arbeitnehmern ein gleitender Einstieg in den Ruhestand durch schrittweise kürzere Tages- oder Jahresarbeitszeiten ermöglicht werden. Der VW-Nachwuchs könne nicht mehr in jedem Fall mit einer Vollzeitstelle rechnen, ergänzte Hartz.

Die verkürzte Arbeitszeit wird nach Einschätzung des Leiters des Mittelstandsinstituts Niedersachsen, Prof. Eberhard Hamer, auch von den Zulieferbetrieben übernommen werden müssen. Auch in anderern Unternehmen werden Forderungen nach der verkürzten Arbeitswoche laut, etwa bei der Deutschen Aerospace Airbus. dpa