Heute im Wehrschloß:

■ New Bomb Turks

Daß gutgelaunte Dilletanten wie die Ramones dereinst stilbildend sein würden, wagten Ende der Siebziger Jahre nicht einmal optimistische Punk-Puristen zu hoffen. Fünfzehn Jahre später ist fröhlicher Drei-Akkord- Punk noch nicht tot — gleich zwei Bands aus den Vereinigten Staaten, die sich dieser minimalistischen Kunstform verschrieben haben, besuchen heute die Hansestadt.

Die Devil Dogs sind, wie die echten Ramones, aus New York und hassen nach eigenen Angaben progressive Musik. Auch sie sind vier intellektuelle Tiefflieger, die völlig dem Rock'n'Roll verfallen sind. Auf der Platte wirkt ihr punkiger Schrammelrock zwar schnell langweilig; die simplen Songs, die selbst Fünfjährige nach drei Takten mitsingen können, sind zu leicht zu durchschauen. Live aber sollen die Stimmungskanonen gegen jegliche Ermüdungseffekte gefeit sein.

Geschickter sind da die New Bomb Turks aus Columbus, Ohio. Für ihr Debütalbum auf dem süddeutschen Crypt-Label hatte das Quartett alle zwanzig Songs, die es spielen konnte, in nur neun Stunden aufgenommen. Live läßt sich ihr enormer Energieausstoß keine 40 Minuten aufrechterhalten — schafft aber mehr, als manches dreistündige Gerocke. Vor allem verstehen es die Turks, aus den oft gehörten drei Akkorden originelle Songperlen voller „Yeah“s und „Come On“s zu machen.

Den Abend komplettieren kontrastreich Tribe 8. Musikalisch sind die vier Amerikanerinnen noch unbeschriebene Blätter. Im Gegensatz zu Hannover oder Berlin, wo die Band nur Frauenkonzerte spielt, kommen aber in Bremen auch die Herren in den seltenen Genuß der Lesbenkapelle.

Lars Reppesgaard