: Entsetzen in Japan
■ Saudi-Arabien und Südkorea qualifizierten sich für die Fußball-WM 1994 / Japan scheiterte in letzter Sekunde
Berlin (taz/dpa) – In Tokio hatten 48 Prozent der Haushalte ihr Fernsehgerät eingeschaltet, tausend Japaner waren nach Katar gereist, um ihre Mannschaft anzufeuern. Die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA sollte die Krönung des japanischen Fußball-Booms werden. Und fast war die Sache schon perfekt. Japan führte gegen den Irak mit 2:1, der Schiedsrichter liebäugelte bereits mit dem Schlußpfiff, da machte der Iraker Jaffar Omran mit seinem Ausgleichstor doch noch alles zunichte. Statt Japan hatte sich Südkorea, zum dritten Mal in Folge, für das WM-Endturnier qualifiziert.
Während in den USA vor allem Genugtuung darüber herrschte, daß der Irak den Sprung unter die 24 WM-Teilnehmer verpaßte, war beim Weltfußballverband Fifa die Enttäuschung über Nippons Scheitern immens. Nach Einführung der Profiliga und der Verpflichtung einiger abgehalfterter Stars aus Europa und Brasilien war der Fußball in Japan drauf und dran, ähnlich populär wie Baseball oder Sumo zu werden. Ein publicityträchtiger Auftritt bei der WM 1994 sollte den Weg zur Ausrichtung der Weltmeisterschaft des Jahres 2002 ebnen und Japan vollends zur neuen Fußball-Hochburg mit den entsprechenden Vermarktungsmöglichkeiten machen.
Doch das favorisierte Team startete schlecht in die Asien-Endrunde, machte dann Boden gut, hatte aber am Ende, obwohl schon nach sechs Minuten die 1:0-Führung gelang, nicht die Nerven, seinen Vorsprung über die Zeit zu retten. „Ich empfinde tiefes Bedauern und Mitleid mit meinen Spielern“, sagte Japans niederländischer und -geschlagener Coach Marius Ooft. Auch die Iraker, deren Coach gleich zu Beginn des Turniers auf Geheiß des Sohnes von Saddam Hussein ausgewechselt worden war, konnten sich über das Unentschieden kaum freuen. Ihnen hätte nur ein hoher Sieg zum Trip in die USA verholfen.
Zweiter Triumphator des Tages war die Mannschaft aus Saudi- Arabien, für die jedes Spiel in Doha ein Heimspiel war. Sie durfte ihr Match gegen den Iran im 40.000 Zuschauer fassenden Khalifa-Stadion austragen und wurde in einer lange Zeit offenen Partie von 20.000 angereisten Fans zum 4:3-Sieg getrieben. Ein Erfolg, der den Spielern nicht nur die WM- Teilnahme, sondern auch fürstliche Prämien in Form von Goldbarren und Dollars einbrachte. Schon die Akteure des U-17-Teams, das 1989 Weltmeister wurde, hatten pro Kopf 100.000 Dollar erhalten. „Ich bin überglücklich und danke Allah“, verkündete Trainer Mohammed Khrashe, der erst einige Tage zuvor den Brasilianer Candido abgelöst hatte.
Zu einer Danksagung an Allah haben die Spieler des Iran nach ihrem Scheitern wenig Grund, und so entfällt auch die ihnen für den Fall der Qualifikation versprochene Pilgerreise nach Mekka. Matti
Für die WM 1994 in den USA qualifiziert: Saudi-Arabien, Südkorea, USA, Deutschland, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Griechenland, Rußland, Schweden, Norwegen, Kamerun, Nigeria, Marokko
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