Harburg: Kein Park-Platz für Fixerstube

■ Gesundheitsraum für Junkies wird verhindert / Senat droht mit Mittelstreichung

Und wieder einmal läßt St. Florian schön grüßen. Seit knapp einem Jahr ist der Verein Freiraum auf der Suche nach Räumen für Fixer-Gesundheitsräume. Nun scheint in Harburg ein Projekt in greifbarer Nähe zu sein, und schon stehen die Verhinderer in Reih' und Glied.

Für die Gesundheitsräume, die ehemals als Fixerräume geplant waren, stehen seit über einem Jahr zweieinhalb Millionen Mark abrufbereit. Im vergangenen Jahr hatten sich AnwohnerInnen von St. Georg vehement für deren Einrichtung stark gemacht, damit sich die Junkies nicht länger auf der Straße ihren Schuß setzen müssen. Da das Betäubungsmittelgesetz aber schon das „Verschaffen einer Gelegenheit zum Drogenkonsum“ unter Strafe stellt, gab die Bürgerschaft im Dezember 1992 schließlich nur Geld für vier Gesundheitsräume (medizinische Betreuung, Spritzentausch und Beratung) frei. Seitdem müht sich Freiraum, geeignete Räumlichkeiten zu finden.

Gescheitert ist der Verein bislang schon in Eimsbüttel und in Billstedt. Dort will er das Angebot jetzt provisorisch in einem umgebauten Linienbus einführen. Aber in Harburg wurde Freiraum im Sommer fündig: Ein kleines, leerstehendes Gebäude der bezirklichen Gartenbauabteilung inmitten des Schwarzenberg-Parks in Heimfeld. Kein angrenzendes Wohngebiet, keine gestörten AnwohnerInnen – auf der einen Seite des Gebäudes liegt ein jüdischer Friedhof, 200 Metern entfernt eine Förderschule. Auch ist unumstritten, daß in Heimfeld viele Drogenabhängige leben.

Trotzdem wählte der Hauptausschuß der Bezirksversammlung den Wackelkurs: Zwar stimmte er dem Standort zu, machte ihn aber von der Zustimmung der Jüdischen Gemeinde und der Schule abhängig. Die Gemeinde sagte ja – dann traten die Eltern auf den Plan.

Stimmte die Lehrerkonferenz noch mit knapper Mehrheit zu, kassierte er bei Eltern und Schülermitverwaltung aber eine glatte Abfuhr. Die Begründung: Der Park werde unbenutzbar, die Kinder durch die Abhängigen gefährdet. Und dies, obwohl der Gesundheitsraum seine Öffnungszeiten nach Schulschluß legen will. Jetzt tun sich die Harburger Politiker schwer: Sie setzen für den 8. November eine Anhörung im Harburger Rathaus an. Hamburgs Drogenbeauftragter Horst Bossong: „Wenn die Bezirksversammlung in diesem Jahr nicht mehr zustimmt, wird der Senat das Geld für die Gesundheitsräume streichen. Und bei dem Spardiktat, das auf uns zukommt, wird es in den nächsten Jahren dann kein Geld mehr für neue Drogenprojekte geben.“ Sannah Koch