Warme Schlafplätze

■ Winternotprogramm für Hamburgs Obdachlose / Kirche stellt 110 Unterkünfte in Containern und Gemeindehäusern

„Das Leben unter der Brücke ist nicht gesundheitsförderlich.“ Wahre Worte, die Hamburgs Sozialsenator Ortwin Runde gestern bei der Ankündigung eines Winternotprogramms für Obdachlose sprach.

Pünktlich zum Anbruch der frostigen Zeiten präsentierte der Senator die diesjährige Notunterbringung für die rund 500 HamburgerInnen, die keinerlei Dach über dem Kopf haben. Wie schon im vergangenen Jahr beteiligen sich wieder zwölf evangelische Kirchengemeinden an diesem Winterprogramm: 110 warme Schlafplätze werden sie in Wohncontainern oder in Gemeindehäusern einrichten. Das Betreuungspersonal stellen die Gemeinden, die Kosten (330.000 Mark) für Container, Bewirtschaftung und Personal trägt die Sozialbehörde. Das Programm startet am 15. November.

Weitere 60 Schlafplätze werden in der städtischen Übernachtungsstätte Pik As in der Neustädter Straße eingerichtet: Hier können sich Wohnungslose auch tagsüber aufhalten und etwas zu essen bekommen. Sollten auch die Kapazitäten des Pik As nicht ausreichen, können Obdachlose im Wohnschiff Bibby Endeavour in Neumühlen Unterschlupf finden. Dieses Angebot wurde jedoch in den vergangenen Jahren nicht besonders gut angenommen: Viele Obdachlose lehnten den großen Schlafsaal und die fehlende Anonymität (Personalausweis muß vorgelegt werden) ab.

Nach den Zählungen der Sozialbehörde leben in Hamburg derzeit 6.300 Menschen ohne eigene Wohnung, mehr als die Hälfte ist in staatlichen Obdachlosenunterkünften und 400 sind bei freien Trägern untergebracht, 2000 Menschen müssen in Billigpensionen leben. Waschgelegenheiten, Mahlzeiten, Kleidung und Freizeitbeschäftigung werden Hamburgs Wohnungslosen in den Tagesaufenthaltsstätten in der Bundesstraße, Herz As (Norderstraße) und der Kemenate (nur für Frauen/ Bellealliancestraße) angeboten. Sannah Koch