Neue Durchsuchung bei UB-Plasma

■ Verdacht gegen die Koblenzer Blutfirma hat sich erhärtet

Koblenz (taz/AP) – Die Staatsanwaltschaft hat gestern erneut die am Donnerstag geschlossene Firma UB-Plasma durchsucht. Die Aktion soll Klarheit darüber gebracht haben, wer bei dem Unternehmen von den illegalen Methoden der Blutbehandlung wußte. Die Ermittlungen hätten den Verdacht erhärtet, daß die Methode, mehrere Blutproben zusammenzuschütten und gemeinsam auf HIV-Antikörper zu testen, „äußerst bedenklich“ war, sagte Oberstaatsanwalt Weise.

Vor allem frisch infizierte Blutspender, die noch keinen hohen Antikörper-Gehalt in ihrem Blut haben, können durch das Zusammenschütten von zwei bis drei Spenden, wie es bei UB-Plasma jahrelang Praxis war, unerkannt bleiben. Die Sensitivität des Tests reicht dann wegen der Verdünnung nicht aus. Die Firma wollte offenbar ihren Aufwand für die Tests reduzieren. Ein Test kostet nach Auskunft des BGA „drei bis vier Mark“. In vielen Entwicklungsländern werden aus Mangel an Ressourcen ebenfalls Pools gemeinsam getestet. In Deutschland sind Einzeltests vorgeschrieben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen sechs Firmenangehörige. Gegen den Geschäftsführer und einen leitenden Angestellten war am Freitag Haftbefehl ergangen. Weitere Infektionsfälle durch die Präparate von UB-Plasma sind nicht bekanntgeworden. Die Nachforschungen dürften indes schwierig werden. Allein im Berliner Klinikum Buch sind 161 Plasma-Zubereitungen der Koblenzer Firma verbraucht worden. Die Patienten wurden inzwischen informiert. In Berlin haben aber insgesamt 14 Krankenhäuser Blutprodukte aus Koblenz erhalten, womit Tausende von Patienten betroffen wären. Die unzureichende Testung bedeutet aber nicht, daß zwangsläufig viele dieser Patienten infiziert sind. Der zur Testung angewandte Elisa-Test ist so empfindlich, daß er bei normalem Antikörper-Titer eine Infektion auch bei mehrfacher Verdünnung erkennt.

Das Fernsehmagazin Report berichtete gestern über neue Enthüllungen in Sachen BGA. Dabei geht es um eine Altlast, über die der Stern bereits im vergangenen Jahr berichtet hatte. Das Amt soll 1986 ein eingeleitetes Eilverfahren wegen verseuchter PPSB-Gerinnungspräparate der Firma Behring angeblich abgewürgt haben. Das BGA wies die Vorwürfe zurück. Die Infektion sei im August 1985 erfolgt, also vor der Einführung des HIV-Tests für alle Blutspenden. Zum Zeitpunkt des Eilverfahrens im Dezember 1986 seien nur noch HIV-getestete und inaktivierte Behring-Präparate in Umlauf gewesen. man