Kieler Umweltminister tritt ab

■ Gesundheits- oder Müllprobleme / Nachfolger vom UBA?

Berlin (taz) – Der schleswig-holsteinische Umweltminister Berndt Heydemann hat gestern seinen Rücktritt zum 1. Januar 1994 erklärt. Der parteilose Zoologie- Professor war fünfeinhalb Jahre lang Umweltminister des nördlichsten deutschen Bundeslandes und hatte einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Naturschutz gelegt.

Der Dreiundsechzigjährige war vom damaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm ins Kabinett geholt worden und hatte in Kiel eines der fortschrittlichsten Naturschutzgesetze auf Länderebene durchgesetzt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit war der Wattenmeerexperte mit dem großen Robbensterben 1988 konfrontiert worden. Heydemann hatte in den vergangenen Monaten mehrfach operiert werden müssen. Während Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) gesundheitliche Probleme und den Wunsch nach Rückkehr an die Universität als Gründe für Heydemanns Entscheidung nannte und den Rücktritt als „bedauerlich“ bezeichnete, vermutete der Bundesverband „Das bessere Müllkonzept“, daß Frustrationen in der Müllpolitik eine große Rolle für den Amtsverzicht spielten.

Der Minister gilt als engagierter Kritiker der Müllverbrennung, während die Bonner Müllpolitik vor allem auf die Verbrennung von Hausmüll setzt. Vor allem aber liegt Heydemann seit mehr als einem Jahr im Clinch mit dem Hamburger Senat über die große Hausmüll-Verbrennungsanlage in Stapelfeld nördlich von Hamburg. Hamburg will immer mehr Müll dort verbrennen, auch weil die Verbrennung in Stapelfeld inzwischen billiger ist als das Abkippen des Mülls auf der Skandaldeponie Schöneberg.

Als Favorit für die Nachfolge Heydemanns gilt der 55jährige Abfall-Papst des Umweltbundesamtes (UBA), Werner Schenkel. Das UBA bestätigte gestern, daß es Kontakte mit Schenkel gegeben habe. Ein Ruf nach Kiel sei aber noch nicht erfolgt. Hermann-Josef Tenhagen